Schule aktuell

Was im Lehrplan für Bildungs- und Berufsorientierung steht

Die verbindliche Übung Bildungs- und Berufsorientierung soll 12- bis 14-Jährige auf die bevorstehende Schul- und Berufswahl vorbereiten. Wir haben die Kompetenzen, Konzepte und Didaktik des neuen Lehrplans zusammengefasst.

Hölzel Journal-Redaktion - 19. Oktober 2023

Hoelzel Journal | Bildungs- und Berufsorientierung | © shutterstock

An der eigenen Zukunft schrauben: Die verbindliche Übung Bildungs- und Berufsorientierung soll Schüler/innen der Mittelschule und AHS-Unterstufe das Werkzeug geben, mit dem sie selbstwirksam über ihre Karriere entscheiden. Bildmaterial © shutterstock

Bildungswege heutzutage verlaufen kaum noch linear und sind schwer planbar. Am wenigsten vorhersehbar sind sie wohl während der frühen Pubertät für 12- bis 14-jährige Schüler/innen der Sekundarstufe I. Die verbindliche Übung „Bildungs- und Berufsorientierung“ (BBO) soll Jugendliche in der 7. und 8. Schulstufe bestmöglich auf die Berufswelt oder ihre Schullaufbahn vorbereiten und ihnen die vielfältigen Möglichkeiten bei der Wahl ihres weiteren Bildungsweges aufzeigen.

Laut dem kürzlich erschienenen Lehrplan für Mittelschulen und AHS-Unterstufe hat die verbindliche Übung zum Ziel, „Jugendliche in ihren Entwicklungsaufgaben zu begleiten, ihre Stärken wahrzunehmen, sie dazu anzuregen, ihre Einstellungen zu reflektieren und sie beim Aufbau von Orientierungs- und Entscheidungskompetenzen zu unterstützen“.

Damit sie auch verantwortungsvoll und selbstbestimmt über ihre Berufslaufbahn entscheiden können, sollen sogenannte „Career Management Skills“ sie befähigen, ihre berufliche Laufbahn selbst zu managen und zu gestalten. Schauen wir uns an, was im neuen Lehrplan „Bildungs- und Berufsorientierung“ steht.

Didaktische Grundsätze

Der Bildungs- und Berufsorientierungsunterricht ist am jeweiligen Umsetzungskonzept des Schulstandorts auszurichten. Das Thema „Arbeit und Ausbildung“ ist sowohl Zentrum des Unterrichts als auch des fachdidaktischen Bezugsrahmens. Eine wichtige Säule bilden demnach vor- und nachbereitete Schul-, Betriebs- und Berufserkundungen, berufspraktische Tage und Berufsinformations- und Schulinformationsmessen.

Da Schul- und Berufswahl mehrdimensionale Prozesse sind, sollen auch Erziehungsberechtigte, Peers, Role Models und Medien einbezogen werden. Ebenso gewünscht sind Kooperationen mit der Wirtschaft, der Sozialpartnerschaft oder dem AMS. Ihren persönlichen Entwicklungsprozess sollen die Schüler/innen dokumentieren (in einem Portfolio).

Zentrale fachliche Konzepte

Die verbindliche Übung „Bildungs- und Berufsorientierung“ orientiert sich an drei zentralen, im Unterricht immer wiederkehrenden Leitideen: „Bildung und Beruf“, „Arbeit in ihren unterschiedlichen Dimensionen“ und „Persönlichkeit und individuelle Laufbahn“.

Bildung und Beruf: Die 21st Century Skills – Kreativität, kritisches Denken, Kommunikation und Kooperation – sollen Schüler/innen auf die sich wandelnden Anforderungen und Angebote eines regionalen und globalen Arbeitsmarktes bestmöglich vorbereiten. Weitere Stichworte sind: selbstgesteuertes Lernen, lösungsorientiertes Anwenden, Vernetzen und konstruktive Zusammenarbeit mit Menschen unterschiedlicher Herkunft.

Arbeit in ihren unterschiedlichen Dimensionen: Im Fokus stehen die Spannungsfelder von Wettbewerb und Zusammenarbeit, von Mensch und Maschine, Digitalisierung und Automatisierung, Globalisierung und Vernetzung sowie wachsender Flexibilität und Individualisierung.

Persönlichkeit und individuelle Laufbahn: Wenn Menschen ihren Beruf entsprechend ihren Interessen und Potenzialen wählen, hat dies einen positiven Einfluss auf ihre Zufriedenheit, ihre Leistung und den Karriereweg. Den Wandel der Arbeitswelt zu reflektieren, soll die jungen Menschen für eine aktive persönliche Lebensgestaltung sensibilisieren.

Kompetenzmodell und Kompetenzbereiche

Das Kompetenzmodell der BBO orientiert sich an den Career Management Skills als Teilbereich der Lebenskompetenzen und definiert vier Kompetenzbereiche:

  1. Persönliche Fähigkeiten, Interessen erkennen, Berufs- und Lebensperspektiven reflektieren und erweitern, Geschlechterstereotype hinterfragen;
  2. Bildungs-, Ausbildungs- und Berufswege sowie Arbeits- und Berufswelt erkunden;
  3. Chancen erkennen und bildungs- und berufswahlrelevante Entscheidungen treffen;
  4. Bildungs- und Berufswahlentscheidungen umsetzen und überprüfen.

Wichtig: Die Themen des Lehrplans sind fächerübergreifend und beziehen auch folgende Inhalte mit ein: Informatische Bildung, Medienbildung, Politische Bildung, Reflexive Geschlechterpädagogik und Gleichstellung, Sprachliche Bildung und Lesen, Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung sowie Wirtschafts-, Finanz- und Verbraucher/innenbildung.

 

Dem Thema Berufsbildung widmen wir auch unser aktuelles WissenPlus mit der Frage, wie man vorurteilsfrei Personal auswählen kann. Und: Der Autor Andreas Salcher erklärt im Gespräch, welche Berufe hochbegabte Schüler/innen anstreben und was sie wissen, was die Erwachsenen noch nicht wissen.

 

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