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Fluchtpunkte: So lernt man den Nahostkonflikt im Unterricht verstehen

Das Projekt „Fluchtpunkte“ von erinnern.at bietet Lehrmaterial zu Flucht und Migration im Nahen Osten. Lebensgeschichten illustrieren die Wurzeln des Nahostkonfliktes und seine Verflechtungen nach Österreich und Deutschland.

Florian Wörgötter - 4. Juni 2021

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Nahostkonflikt im Unterricht: Woran erinnern sich eine geflohene österreichische Jüdin und eine muslimische Palästinenserin, wenn sie an den Beginn des Nahostkonflikts im Jahr 1947 denken? Was die beiden trennt und verbindet, zeigt das Lehrmaterial „Fluchtpunkte“ von erinnern.at.

Der Nahostkonflikt zählt zu den komplexesten und verworrensten Brennpunkten des Weltgeschehens. Im jahrzehntelangen Streit zwischen Juden und Palästinensern sind Recht und Unrecht, Ursache und Wirkung nur schwer objektiv zu bewerten. Das Projekt „Fluchtpunkte“ versucht daher aus der Perspektive von persönlichen Lebensgeschichten den Nahostkonflikt im Unterricht zu beleuchten.

Das Unterrichtsmaterial von erinnern.at ist in Kooperation mit dem Anne Frank Zentrum Berlin entwickelt worden. Unterschiedliche Lernmodule betten sieben individuelle Lebensgeschichten in einen historisch-politischen Rahmen ein. Begleitet durch Methoden und Karten sollen ihre unterschiedlichen Zugänge und Hintergründe in Gruppenarbeiten erörtert werden. Akteure und Akteurinnen sowie ihre Interessen sollen dabei sichtbar und aktuelle Bezüge zu Verfolgung, Flucht und Migration hergestellt werden.

Eine Region, zwei Perspektiven

Angesichts der aktuell neu aufbrandenden Auseinandersetzungen zwischen Israel und Palästina lohnt sich ein Blick auf die Wurzeln des Konfliktes, die in der Gründung des Staates Israel und den Kriegen zwischen Juden und Arabern zu finden sind.

Im Lernmodul „Eine Geschichte, eine Region, zwei Perspektiven“ werden zwei ähnliche Lebensgeschichten mit unterschiedlichen Sichtweisen auf die Staatsgründung Israels im Jahr 1948 erzählt: Die Jüdin Batya Netzer flüchtet 1938 ohne ihre Familie von Wiener Neustadt nach Palästina, wo sie am See Genezareth in einem Kibbuz aufwächst und den Konflikt zwischen Israel und Palästina vom ersten Tag an miterlebt.

In der Nachbarschaft lebt auch die Muslimin Fatima Hamadi, deren Bauernfamilie im Krieg 1948 von jüdischen Kämpfer/innen vertrieben wird, woraufhin sie nach der Flucht ein neues Leben in Syrien beginnen muss. Im hohen Alter flieht Hamadi während des Syrischen Bürgerkrieges ein weiteres Mal.

Fakten und Erinnerungen

In diesem Beispiel reflektieren Schüler/innen anhand unterschiedlicher Darstellungen die Geschichtsschreibung und ihre abweichenden Erzählungen. Dabei sprechen sie auch über die autobiografischen Erinnerungen von Netzer und Hamadi und welches Potenzial persönliche Sichtweisen für der Entstehung von Wirklichkeit haben. Außerdem nähern sich Schüler/innen über Karten der geopolitischen Historie des Nahen Ostens.

Begleitend zu den Lernmodulen erklären allgemeine Factsheets aktuelle und historische Hintergrundinformationen. Kurze Texte über Antisemitismus, Kolonialismus oder Jüdinnen und Juden aus dem Irak liefern einen Kontext, um die Lebensgeschichten besser einordnen zu können. Ergänzend finden sich auch weiteres Kartenmaterial zum Nahen Osten und Europa sowie ein Glossar von A wie Alija bis Z wie Zionismus. Eine Stundenmatrix schlägt einen detaillierten Fahrplan für ein bis zwei Unterrichtsstunden vor.

Nahostkonflikt im Unterricht

Die Lernziele: Die Schüler/innen erlangen durch zwei Lebensgeschichten Einblicke in größere geopolitische Zusammenhänge. Sie lernen zwei persönliche Sichtweisen desselben Ereignisses und ihre Absichten zu vergleichen und daraus ein multiperspektivisches Bild zu entwickeln. Außerdem verorten sie die Geschichte des Nahen Ostens anhand von Karten geographisch. Das Lernmaterial soll einen differenzierten Blick fördern, der auch die Komplexität und die Ambivalenzen anerkennen lernt.

Hier können Sie das gesamte Arbeitsmaterial kostenlos downloaden. Unter diesem Link finden Sie die verschiedenen Lernmodule des Projekts Fluchtpunkte.

 

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