Schule aktuell

Das Ökosoziale Forum empfiehlt 12 Maßnahmen für die Jugend

Das Ökosoziale Forum um Bildungspsychologin Christiane Spiel fordert eine Zukunftsmilliarde für die Jugend. Wozu? Für individuelle Förderung im Unterricht, mehr Praktikumsplätze und die systematische Aufarbeitung der Krise.

Florian Wörgötter - 20. Mai 2021

MEHR_wasjetzt_ das oekosoziale Forum

Eine Zukunftsmilliarde soll die Corona-Folgen für die vernachlässigte Jugend abfedern. Dafür haben Bildungspsychologin Christiane Spiel und das Ökosoziale Forum zwölf gute Vorschläge.

Die Jugend war auch schon einmal unbeschwerter. Ihre Themen dieser Tage: Hausarrest, Kontaktverbot, Distance Learning, Arbeitsmarktkrise, Corona-Jahrgang. Und die öffentliche Debatte scheint ihre sozialen Bedürfnisse einfach auszublenden. Das Ökosoziale Forum Österreich schlägt der Bundesregierung daher zwölf Maßnahmen vor, die der Jugend die Corona-Folgen erleichtern sollen. Um sie zu realisieren, soll eine „Zukunftsmilliarde“ den Comeback-Plan der Bundesregierung ergänzen.

Das Ökosoziale Forum engagiert sich seit den 1990er-Jahren parteiunabhängig für die ökosoziale Marktwirtschaft. Im wissenschaftlichen Beirat beteiligt sich auch Bildungspsychologin Christiane Spiel. Sie appelliert in einer Aussendung an die Politik, die besondere Situation junger Menschen anzuerkennen und ihre während der Pandemie erworbenen Erfahrungen und neuen Kompetenzen gemeinsam und systematisch aufzuarbeiten. Nicht Erlerntes müsse nachgeholt werden und sichere soziale Kontakte sollten ermöglicht werden.

„Unser Bildungssystem ist in hohem Maße gefordert, die versprochene Chancengerechtigkeit endlich zu ermöglichen, Selbstorganisation sowie digitale Kompetenzen vermehrt zu fördern und für andere Krisen zu lernen“, bringt Spiel die Anliegen des wissenschaftlichen Beirats an die Bundesregierung auf den Punkt.

Eine Milliarde für mehr Chancen

Unterstützt wird Spiel von Jasmin Weingartner vom Ökosozialen Schüler/innen Forum. Nach lediglich neun Wochen regulärem Präsenzunterricht in eineinhalb Schuljahren bezweifelt Weingartner, dass die „Corona-Matura“ als gleichwertig betrachtet werden wird: „Uns fehlen wichtige Praktikumszeiten. Deshalb brauchen wir einen massiven Ausbau der Praktikumsplätze. Es soll nicht wie letztes Jahr zu kurzfristigen Absagen kommen, wenn es keine Alternativen gibt“, so Weingartner.

Ähnlich düster sehe die Lage um die Studierenden während der Pandemie aus, wie Veronika Hebenstreit vom Ökosozialen Studierendenforum meint. Abgesehen vom fehlenden Studienalltag hätten viele Studierende ihre Nebenjobs verloren, was sie in eine prekäre Lage bringe. Da immerhin zwei Drittel der Studierenden zusätzlich erwerbstätig sind, brauche es eine dringende Aufstockung des Härtefallfonds für Studierende. Außerdem würde ein weiterer Prüfungstermin in den Sommermonaten jenen helfen, die wegen technischer Probleme aus Prüfungen rausgefallen seien.

„Es heißt immer, den Jungen gehöre die Zukunft. Jedenfalls gehören ihnen die 50 Milliarden Euro Schulden, mit denen wir die Krise jetzt bekämpfen“, sagt Hans Mayrhofer, Generalsekretär des Ökosozialen Forums Österreich und Europa. Ihm zufolge sollten alle Maßnahmen der Regierung einem Generationencheck unterzogen werden, um zu überprüfen, ob auch junge Menschen einen fairen Anteil daraus erhalten.

12 Maßnahmen für die Jugend:

1. Massiver Ausbau von Maßnahmen zur Förderung von Chancengerechtigkeit im Bildungssystem durch individuelle Förder-, Unterstützungs- und Lernpläne (z. B. Buddy-Systeme, Mentoring, Förderunterricht, Summerschools)

2. Ausbau der Infrastruktur für die Digitalisierung an Schulen, Universitäten und Hochschulen

3. Anpassung der Lehrinhalte an Schulen durch eine Differenzierung in „Pflicht“ und „Kür“

4. Systematische Aufarbeitung der Erfahrungen hinsichtlich des Umgangs mit Krise, Selbstorganisation, Digital Learning etc. an Schulen, Hochschulen und Universitäten

5. Massiver Ausbau psychosozialer Beratungs- und Betreuungsdienste für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene

6. Offensive bei Praktikumsplätzen und Lehrstellen

8. Öffnung universitärer Lernräume und Bibliotheken und eine zusätzliche Prüfungsmöglichkeit pro Lehrveranstaltung in den Sommermonaten 2021 sowie Unterstützung der Teilnahme an Summer Schools

9. Verdreifachung des aktuellen Härtefallfonds für Studierende und steuerliche Absetzbarkeit von Internet- und Computer-Kosten für Studierende in Form einer Negativsteuer

10. Kostenlose Lern-, Sport- und Freizeitcamps in Österreich für alle 10- bis 18-Jährigen

11. Gratis-Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel für unter 26-Jährige im Juli und August 2021

12. Interrail-Ticket zum halben Preis im Sommer 2021 für Jugendliche

 

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