Bildung und Beruf

„Schule im Aufbruch“: So könnte sich Schule neu erfinden

BMHS aktuell: Die Initiative „Schule im Aufbruch“ fordert neue Lernkulturen in Schulen. Ihr Ziel: Schüler/innen entfalten ihr individuelles Potenzial mit mehr Selbstverantwortung. Das zeigt die BHAK/BHAS Imst.

Was jetzt-Redaktion - 15. Mai 2020

Wie könnte eine neue Lernkultur in der Schule aussehen, die jedes Talent eines Schülers/einer Schülerin auch aufleben lässt? Die Initiative „Schule im Aufbruch“ fordert eine neue Haltung gegenüber Schülern und Schülerinnen und stützt diese auf drei Punkten: „Selbstverantwortung statt Pflichterfüllung, neue Lernformate anstatt Frontal-Unterricht, Lob und Vertrauen statt Negativ-Auslese oder Laissez-faire“, heißt es im Mission-Statement auf ihrer Webseite.

Das Projekt „Schule im Aufbruch“ hat seinen Ursprung in Deutschland und wurde vom deutschen Hirnforscher und Neurobiologen Gerald Hüther initiiert. Der Autor des Buches „Jedes Kind ist hochbegabt“ vertritt die Botschaft: „Lernen funktioniert nur ohne Angst und in einer konstruktiven Beziehungskultur“.

Ein weiteres Mitglied ist die deutsche Pädagogin Margret Rasfeld, die mit der Gründung ihrer Evangelischen Schule Berlin Zentrum einen Unterricht ohne Stundenplan und Klassen geschaffen hat, der dennoch jeder/m ihre/seine Maturareife ermöglicht.

Ein Netzwerk für Veränderer

Auch in Österreich engagieren sich Schulleiter/innen, Pädagogen/Pädagoginnen, Eltern, Schüler/innen und Vertreter/innen der Schulaufsicht im Namen von „Schule im Aufbruch“. Ein Kernteam sitzt in Wien, diverse Ansprechpartner/innen finden sich in den Bundesländern.

Hierzulande versteht sich „Schule im Aufbruch“ als Netzwerk, als „Plattform für konstruktive Veränderer“, jedoch nicht als „Beratungs- oder Coaching-Einrichtung für Schulen“ oder „politische Bewegung“. Man stütze sich auf „kein bestimmtes pädagogisches Konzept“ oder „fertige Rezepte“, sondern will eine Anleitung „zur Selbsthilfe“ bieten, indem man Schulen vernetzt und Best-Practice-Beispiele, Methoden und Tools vorstellt.

In Österreich haben sich laut Webseite bereits 54 Schulen von der „Lernkultur der Potenzialentfaltung“ inspirieren lassen. Die meisten von ihnen sind Volks-, Haupt- und Mittelschulen. Auch eine BHS-Schule sticht mit ihrem Konzept heraus: die BHAK/BHAS Imst.

Im Westen was Neues

In der 10.000-Einwohnerstadt im Westen Tirols fördert man die individuelle Persönlichkeit der Schüler/innen mit dem sogenannten IMST-Konzept – dem Individuell Maßgeschneiden STundenplan. Schüler/innen können sich jede Woche rund 8 Schulstunden selbständig einteilen.

Diese neuen Stunden an der BHAK/HAS Imst ergeben sich durch eine Umschichtung: So wird jede 50-Minuten-Einheit um zehn Minuten verkürzt, sodass bei 32 Wochenstunden in Summe acht neue IMST-Konzept-Einheiten im Stundenplan stehen.

Die Schüler/innen wählen zwischen offenen Lerneinheiten, Fachförderung, Zusatzangeboten oder Begabtenförderung. In den offenen Lerneinheiten entscheiden sie selbst, worauf sie sich vorbereiten und werden von einer/m Lehrenden gecoacht. In Fachförderung-Stunden holen Schüler/innen diverser Schulstufen gemeinsam Rückstände in Mathe oder Sprachen auf und werden von einer/m neuen Lehrerenden unterstützt.

Ihr persönliches Potenzial entfalten sie in Zusatzangeboten wie Klettern, Schach, Schulband oder im Sezierkurs. In der Begabtenförderung erlernen sie Sprachzertifikate oder IT-Skills. Unterstützt werden sie in ihrer Planung in einer wöchentlichen Beratungs-/Coachingstunde.

Dass dieses Konzept auch erfolgreich ist, beweist ein Sieg beim diesjährigen 15. Maturaprojektwettbewerb der FH Kärnten. Ein Abschlussprojekt der BHAK Imst über ein klimafreundliches Krankenhaus in Ghana hat die Kategorie Bauingenieurwesen & Architektur gewonnen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Weitere Infos und Termine zur Initiative „Schule im Aufbruch“ finden Sie hier.

 

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Ein Beitrag aus der Was jetzt-Redaktion.

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