Schule aktuell
Raus in die Grüne Klasse: In Seitenstetten wird im Freien unterrichtet
Im Stiftsgymnasium Seitenstetten ist eine „Grüne Klasse“ im Schulgarten eröffnet worden. Unter freiem Himmel lernen Schüler/innen die Natur mit allen Sinnen kennen – im Theorieunterricht, beim Baumschnitt oder Fruchtsaftpressen.
Was jetzt-Redaktion - 5. November 2021
Die Schüler/innen sitzen in Jacken gepackt auf Gartenstühlen. Am Holzboden vor den Laubbäumen steht eine analoge Klappschiebetafel. Der Biologielehrer zeichnet auf ihr Moleküle mit weißer Kreide; die Schüler/innen machen ihre Notizen auf den Gartentischen. Im Rahmen eines Naturbildungsprojekts hat das Stiftsgymnasium Seitenstetten kürzlich die „Grüne Klasse“ im hauseigenen Schulgarten eröffnet.
„Durch das Grüne Klassenzimmer soll die Naturverbundenheit der Schüler/innen gestärkt, aber auch alte Bereiche des Stiftes belebt werden“, sagte Schuldirektor Markus Berger bei der Eröffnungsfeier. „Es soll nicht nur für den Biologie-Unterricht, sondern für Lerngruppen aller Fächer zugänglich sein und eine motivierende Lernatmosphäre schaffen“. Das Besondere daran: Die Schüler/innen haben von Beginn an das Projekt mitgestaltet und weiterentwickelt.
Unterricht im Grünen
Auf dem etwa zwei Hektar großen Schulgarten des Stiftsgymnasiums befinden sich eine alte Streuobstwiese, ein mit Efeu bewachsener Brunnen, Laub und Nadelbäume, inmitten ein Amphitheater. Hier wurden im Rahmen des Schulprojekts nicht nur drei Freiluftklassen gestaltet, sondern auch eine Hecke gepflanzt, ein Bienenhaus restauriert, neue Blumen und Bäume gesetzt. Die Schüler/innen sollen auch an der Pflege, Nutzung und Weiterentwicklung des Geländes mitwirken.
Der Lernraum im Grünen soll auch „das Umweltbewusstsein der Jugendlichen“ stärken und bietet Möglichkeiten für Umweltschutzprojekte und Naturbegegnungen im Schulalltag, meint Projektleiter Mathias Weis, der Biologielehrer am Stiftsgymnasium. Außerdem würden die Schüler/innen den Kreislauf der Natur mit allen Sinnen praktisch verstehen lernen, wenn sie etwa beim Baumschnitt, der Ernte oder beim Obstsaftpressen mithelfen.
Resilienz und Respekt
Digitale Kompetenzen seien zwar seit der Coronakrise das große Thema an allen Schulen, allerdings sei auch der Unterricht in der Natur besonders wichtig, meint Margit Helene Meister von Umwelt.Wissen Niederösterreich. „Freiluftklassenzimmer helfen dabei, Talente und Potenziale von Kindern und Jugendlichen besser zu erkennen und rücken gleichzeitig Teilleistungsschwächen in den Hintergrund. Sie fördern Sozialkompetenzen, führen zu mehr Resilienz und weniger Stressphänomenen.“
Eine „Grüne Klasse“ würde neben einer gesunden kindlichen Entwicklung auch das Verständnis für die Klimakrise fördern, sagt Klaus Schrefler vom Institut für Biologie der Universität Graz: „Wertschätzung und Respekt den natürlichen Ressourcen gegenüber werden zu einem guten Teil über unsere Zukunft entscheiden. Naturerfahrungen sind dazu unabdinglich, da die vielfältigen ökologischen Zusammenhänge der Natur nur in der Natur begriffen werden können.“
Wissenschaftliche Begleitung
Das Schulprojekt wurde im Rahmen einer Diplomarbeit der Biologie-Studentin Stefanie Stix wissenschaftlich begleitet. Die Ergebnisse und Empfehlungen vom Institut für Biologie der Universität Graz sind sowohl in die Gestaltung als auch in die Unterrichtsplanung eingeflossen.
Finanziert wurde die „Grüne Klasse“ vom Stiftsgymnasium Seitenstetten, von der REWE-Stiftung Blühendes Österreich, von Erasmus+ und regionalen Sponsoren.
Im aktuellen WissenPlus finden Sie Unterrichtsmaterial der World’s Largest Lesson zu den Natur-SDGs. Die Frage lautet: Ist die biologische Vielfalt der Schlüssel zur Verwirklichung der globalen Ziele?
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