Schule aktuell

Escape Room & Co.: Neue Wege machen Lernen zum Kinderspiel

Kaufvertrag, Haftung, Gewährleistung – klingt nun nicht gerade aufregend, doch jeder Unterrichtsinhalt kann bei der Jugend Interesse wecken. Auf die Form der Vermittlung kommt es an. Eine interessante Möglichkeit stellen Escape Rooms dar.

Hölzel Journal-Redaktion - 30. November 2023

Die richtige Kombination aus Spaß und Spiel mit einem nachhaltigen Lerneffekt als Endergebnis. Als pädagogisches Werkzeug bietet der Escape Room einen neuen Unterrichtsansatz. Quelle: Shutterstock

Escape Room & Co.: So wird Lernen zum Kinderspiel 

Egal wie jung oder alt die Lernenden sind, Spiele gehen immer. Unterrichtsstoff kann so altersgerecht auf spielerische Art vermittelt werden. Ein Beispiel, das auch Jugendliche und junge Erwachsene anspricht, ist der Escape Room. Dabei handelt es sich um ein relativ aktuelles Unterhaltungsphänomen, das Anfang der 2010er-Jahre weltweit populär wurde. Üblicherweise wird ein Escape Room in einem kleinen Team gespielt, wobei es aber auch Escape Rooms für viele Spieler/innen gibt. Das Team wird „eingesperrt“ und muss in einer vorgegebenen Zeit Rätsel lösen, um aus dem Raum zu entkommen.

Das Spannende daran ist, dass das Spiel in eine übergeordnete Erzählung mit einem Kernziel eingebettet ist. Es kann zum Beispiel darum gehen, mit einer geheimen Formel aus dem Labor eines verrückten Professors zu flüchten, einen drohenden Meteoritenabsturz zu verhindern, um die Welt zu retten, oder mit dem Schatz das Pharaonengrab zu verlassen. Dieses Narrativ wird sowohl die Ausstattung des Raumes als auch die Rätsel, die darin zu lösen sind, beeinflussen.

Im Allgemeinen gibt es einen sichtbaren Countdown-Timer, um die Spannung im Raum hoch zu halten. Die Spielleiterin oder der Spielleiter kann während des gesamten Spiels Hinweise geben, um sicherzustellen, dass die Spieler/innen Fortschritte machen und Spaß haben.

Balance zwischen Spaß und Lernen

Da Escape Rooms zu einer immer beliebteren Freizeitbeschäftigung geworden sind, haben Pädagoginnen und Pädagogen das Lernpotenzial schnell erkannt. Escape Ed in den USA waren die ersten Entwickler von pädagogischen Escape Rooms, die sich auf Mathematik– und Naturwissenschaftsspiele an High Schools konzentrierten. 

Wie bei der Gestaltung aller Lernspiele ist es nicht einfach, einen guten pädagogischen Escape Room zu schaffen. Es geht darum, die richtige Kombination aus Spaß und Spielbarkeit in Verbindung mit den beabsichtigten Lernergebnissen zu finden, die nahtlos in das Spiel eingebettet sind und es nicht beeinträchtigen. Es ist diese Balance zwischen Spaß und Lernen, die für das Design eines effektiven Lernspiels entscheidend ist. 

Rätsel lösen, Erkenntnisse gewinnen − und dabei von der Zusammenarbeit mit anderen profitieren. Gute Escape Rooms meistert man nur im Team. Quelle: Shutterstock

Querdenken, Kreativität und Kommunikation 

Escape Rooms bieten Gruppen von Schüler/innen die Möglichkeit, gemeinsam Rätsel zu lösen und dabei von den Erkenntnissen und Einsichten der anderen zu profitieren. Gute Escape Rooms sind so gestaltet, dass sie nicht alleine gelöst werden können. Die Schülerinnen und Schüler müssen also kommunizieren und zusammenarbeiten, um die Rätsel zu lösen. 

Zudem bieten Escape Rooms eine Vielzahl verschiedener Arten von Rätseln, von Codes und Chiffren über traditionelle Rätsel bis hin zum Auffinden oder Manipulieren von Objekten und komplexen digitalen Rätseln. Die Spielenden lernen, Probleme zu überdenken und Lösungsansätze zu entwickeln. Obendrein entwickeln sie auch eine gewisse Widerstandsfähigkeit, wenn sie versuchen, die Rätsel auf unterschiedliche Art und Weise zu lösen. Auch wird Kreativität gefördert, viele der Probleme und Rätsel erfordern Querdenken, eine wichtige Grundlage für Kreativität und Innovation. Auch ermöglicht die physische, reale Natur des Spiels eine immersive Spielerfahrung, die für viele Menschen motivierend ist.

Abgesehen davon bieten Escape Rooms ein hohes Potenzial für die Initiierung von fachspezifischem Lernen. Jeder Schritt beim Rätseln kann so gestaltet werden, dass bestimmte Kenntnisse oder Fähigkeiten stimuliert oder getestet werden, was den Escape Room zu einem effektiven Lernort auch für fachliche Inhalte macht.

 

Out-of-the-Box Denken: Kreativität und Ideenreichtum sind beim Lösen der Aufgaben gefragt. Quelle: Shutterstock

Herausforderungen  

Escape Rooms sind zeit- und lehrerintensiv, da nur kleine Gruppen zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Spiel spielen können. Die Spiele müssen überwacht werden, um sicherzustellen, dass richtig gespielt wird, und um Hinweise und Tipps geben zu können. Das Spielen eines Escape Rooms im Unterricht erfordert eine gewisse Vorbereitung. Zuerst sollte das Spiel aufgebaut werden, der Raum und die Requisiten sollten vorbereitet und alle Rätsel ausprobiert werden. Wenn die Klasse zum Spiel kommt, sollte sie zuerst über die Regeln und das Ziel informiert und in das Thema oder die Erzählung eingeführt werden. Schülerinnen und Schüler spielen dann das Spiel innerhalb der gesetzten Frist, an die sich eine Nachbesprechung anschließt. Diese ist absolut entscheidend, um den Transfer und die Reflexion von Spielen zu unterstützen. Wie auch immer ein Escape Room in den Klassenraum eingebettet ist, es ist entscheidend, dass in der Gesamtplanung Zeit für die Reflexion inbegriffen ist, um das Gelernte zu festigen. Es wird zwar spielerisch gelernt, aber das Gelernte wird erst bewusst und dauerhaft, wenn es durch die Diskussion offengelegt wird.

Hier kann die Lehrkraft nicht nur die Leistungen der Teams besprechen, häufige Fehler und Probleme untersuchen und die Rätsel des Spiels mit dem Lehrplan verknüpfen, sondern auch überprüfen, ob die Schülerinnen und Schüler die beabsichtigten Lernergebnisse für das Spiel erreicht haben und auf etwaige aufgetretene Fehler oder falsche Vorstellungen eingehen, mit denen die Lernenden das Spiel verlassen haben könnten.

 

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