Schwerpunkt: Orientierung

Black History Month: Hat Österreich eine Schwarze Geschichte?

Der Februar steht im Zeichen des Black History Month. Das Haus der Geschichte Österreich würdigt das Erbe der Schwarzen Kultur mit Führungen und Quellen. Black Voices hat Schwarze Geschichte mit Unterrichtsmaterial skizziert.

Florian Wörgötter - 17. Februar 2022

Hoelzel | Bildungs Magazin Was jetzt | Black History Month

Zum Black History Month fragen wir, ob Österreich eine Schwarze Geschichte hat. Das Haus der Geschichte Österreich und Black Voices skizzieren, wo Schwarze Menschen ihren Platz in den Geschichtsbüchern finden (sollten).

Der Black History Month wird jährlich in den USA, in Kanada und Großbritannien zelebriert. Der Monat der Schwarzen Geschichte ehrt das kulturelle Erbe von Schwarzen Menschen, die sich eine ausgewogene Darstellung in Geschichtsbüchern erst erkämpfen mussten oder noch immer dafür kämpfen.

Auch in Österreich bemühen sich vereinzelte Institutionen, ein Bewusstsein für das historische Wirken Schwarzer Menschen in unserer – und vor allem: für unsere – Gesellschaft zu prägen. Das Haus der Geschichte Österreich bietet als zeitgenössisches Museum diverse Online-Quellen und Artefakte auf seiner Webseite, um eine Schwarze Geschichte Österreichs zu dokumentieren. Dabei legt man großen Wert darauf, die Schwarze Community aus Österreich selbst zu Wort kommen zu lassen.

Schwarze Geschichte in Österreich

Zum Beispielt zeigt die Kuratorenführung Un/Sichtbar Schwarz in der Hauptausstellung einige Momente Schwarzer Geschichte, thematisiert aber gleichzeitig ihre Lücken – im Museum, in der Debatte, in der Forschung (24. Februar, 18 Uhr).

Auf der HDGÖ-Webseite informieren Beiträge über die umstrittene Polizeiaktion Operation Spring und den Tod des Schubhäftlings Marcus Omofuma im Jahr 1999. Oder über Besatzungskinder aus dem Zweiten Weltkrieg, unter denen auch Schwarze Kinder in Österreich aufgewachsen sind, und über die US-Tanzsängerin Josephine Baker, deren Auftritt im Wien der 1920er-Jahre boykottiert wurde.

Black History Month in der Schule

Ein #nachgefragt-Video stellt die Frage: Wie wird Schwarze österreichische Geschichte in Schulen vermittelt? „Ich persönlich habe gar nichts über Schwarze Geschichte in Österreich mitbekommen oder gelernt“, antwortet Noomi Anyanwu, Sprecherin des Black Voices Volksbegehren, das sich für Anti-Rassismus in Österreich stark macht. Wenn aber über schwarze Geschichte gesprochen wird, dann sehr „klischeehaft und stereotypisch“.

Ihr Wunsch wäre, dass sich Lehrer/innen und Schüler/innen gemeinsam weiterbilden, um mehr über Antirassismus, Zivilcourage und Postkolonialismus zu lernen.

Unterrichtsmaterial Black Voices

Um diese Schwarze Geschichte in Österreich auch sichtbar zu machen, hat Black Voices im Februar 2021 historische Eckpunkte gesammelt. Das Ergebnis findet sich im Unterrichtsmaterial „Österreichs koloniale Aktivitäten auf dem afrikanischen Kontinent“. Das 17-seitige Material gliedert sich in Infoblöcken und kompakten Arbeitsaufträgen.

Folgende Fragen werden thematisiert: Welche Rolle spielte die Habsburgermonarchie als Kolonialmacht mit ihren Expeditionen und der Missionspropaganda? Wie kamen afrikanische Artefakte in österreichische Museen? Warum wird Raubkunst nicht restituiert?

Menschenzoo und Mohrenapotheke

Weiters erfährt man vom „exotischen“ Menschenzoo zum Anfassen in der Wiener Prater Rotunde (1896), dem Schicksal des afroösterreichischen Prinzenerziehers Angelo Soliman (1721–1796), seiner ausgestopften Haut in der kaiserlichen Sammlung sowie von afrikanischen Soldaten im Ersten Weltkrieg, die für die Kolonialmächte ihr Leben ließen.

Außerdem wird diskutiert, warum das Wort Mohr auch heute noch in manchen Unternehmensnamen steht (siehe Mohrenbräu oder Mohren Apotheke), wie Erinnerungskultur am Beispiel von (fragwürdigen) Denkmälern funktioniert und was uns die Wiener Denkmäler von Marcus Omofuma und Angelo Soliman sagen.

Der Black History Month endet zwar offiziell mit dem Februar. Doch seine Themen finden auch im Rest des Jahres ihren Platz.

 

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