Schwerpunkt: Medienkompetenz
Südwind Steiermark: Globales Lernen von und mit Popkultur
Sie wollen Jugendlichen die Zusammenhänge einer vernetzten Welt erklären? Dann versuchen Sie’s mit Themen, die sie popkulturell bewegen. Das Methodenhandbuch „Global Learning Goes Pop“ von Südwind Steiermark hilft Ihnen dabei.
Florian Wörgötter - 28. Jänner 2021
Die Welt der Jugend ist global. Ihr digitalisiertes Koordinatensystem verbindet Internet und Smartphone, Streaming und Kochstile, Musik und Mode, Weltpolitik im Großen und Ausgrenzung im Kleinen. Südwind, der Verein für Entwicklungspolitik und globale Gerechtigkeit versucht seit 1979, diese globalisierte Welt auch solidarischer zu gestalten. Am Ende letzten Jahres hat Südwind Steiermark das Methodenhandbuch „Global Learning Goes Pop“ entwickelt, das Globales Lernen in der Jugendarbeit, aber auch an Schulen fördert.
„Globales Lernen will junge Menschen ermächtigen, sich in einer globalen Welt kritisch mit sich und ihrer Umwelt auseinanderzusetzen. Damit sie ihr eigenes Urteil bilden und sich aktiv für ihre Ansichten einsetzen können“, erklärt Merle Weber, Referentin für Bildungsarbeit bei Südwind Steiermark.
Um die Jugendlichen auch in ihrer Lebenswelt abzuholen, richtet sich der Fokus des Handbuches auf die allgegenwärtige Popkultur. „Musik, Kunst, Medien, Internet, Fernsehen, Radio und Mode können nützliche Werkzeuge sein, um das Interesse von jungen Menschen zu wecken und sie zum Lernen zu animieren. Und nicht zuletzt bietet Popkultur Möglichkeiten, globale Fragen besser verstehen zu lernen“, so Weber über die Ausrichtung.
Globales Lernen, lokales Handeln
Warum sollten BHS-Lehrende „Global Learning Goes Pop“ im Unterricht einsetzen? Das Methodenhandbuch könne eine mögliche Umsetzungshilfe für Lehrpersonen sein, um die im Lehrplan verankerten Grundsatzerlässe des globalen Lernens umzusetzen, meint Weber. Diese stützen sich auf die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen („Sustainable Development Goals“, kurz: SDGs). Darunter fallen etwa Frieden, Ernährungssicherheit und nachhaltige Landwirtschaft, Wasser und Hygiene, Energie, Bildung, Armutsbekämpfung, Gesundheit oder Klimaschutzmaßnahmen.
„Anhand von Popkultur lassen sich jugendgerechte Ansätze und Methoden für Lern- und Handlungsprozesse in globalen Fragen besonders gut entwickeln.“
Die praktischen, partizipativen Methoden des Handbuches sollen ein Bewusstsein für eine nachhaltige Entwicklung stärken, indem sie globale Fragen und Sichtweisen in das lokale Umfeld der jungen Menschen bringen, so Weber. Anhand von Popkultur ließen sich jugendgerechte Ansätze und Methoden für Lern- und Handlungsprozesse in globalen Fragen besonders gut entwickeln.
Lernen von und mit Popkultur
Insbesondere Webvideos wären die bevorzugten Vermittlungsformate der Stunde, wie eine repräsentative Umfrage des deutschen „Rat für Kulturelle Bildung“ (2019) gezeigt hat. „Webvideos regen viele Teenager/innen zur künstlerischen Aktivität an, sie sind jederzeit beliebig oft nutzbar und kommen den eigenen Lernrhythmen und Lernzeiten entgegen“, so Weber. Außerdem hätten junge Menschen den Eindruck, dass vieles von dem, was sie online sehen, für sie machbar und einfach umzusetzen ist.
Das Handbuch offeriert konkrete Methoden zum Einbinden von Webvideos in den Schulalltag – wie sie kritisch diskutiert oder selbst produziert werden können. Beim Drehbuchschreiben lernen Schüler/innen, eigene Lösungen für ein globales Phänomen zu finden und aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten.
Methoden für ein Miteinander
Auch Methoden des digitalen sowie analogen Aktionismus sollen die eigene Selbstwirksamkeit als Teil einer globalen Gesellschaft stärken. Künstlerische Ausdrucksformen wie Streetart, Müllkunst oder (Maga)Zines fördern die Kreativität. Alle diese Lernerfahrungen sollen mittels Selbstreflexionen auch angemessen bewusst gemacht werden.
Weber betont aber, dass Globales Lernen als Ausrichtung zu verstehen sei und nicht als einmaliges Thema im Unterricht. Daher könnten die Methoden des Handbuches auch in vielen Fächern verwendet werden. „Wichtig ist, die Elemente der Popkultur inklusive der digitalen Möglichkeiten nicht als störend und befremdlich zu sehen, sondern als Chance für Lehrer/innen, gemeinsam mit jungen Menschen an Themen zu arbeiten, die allen wichtig sind“, so Weber.
Mitwirkung und Medienkompetenz
Welche Skills erwerben Schüler/innen im Globalen Lernen mit Popkultur? Weber fasst zusammen: Sie lernen Medienkompetenz, indem sie Stereotype in Fotos und Videos erkennen. Sie erlangen eine Stimme, indem sie mit digitalen Tools die Wirtschaft, Politik und Gesellschaft beeinflussen lernen. Und gerade deswegen erfahren sie auch, welche Grenzen und Gefahren dem digitalen Aktivismus innewohnen.
Die 147 Seiten des Methodenhandbuchs „Global Learning Goes Pop“ von Südwind können Sie hier kostenlos downloaden.
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