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WissenPlus zum Thema „Flucht“: aufbrechen, ankommen, bleiben
Geschichte und Politische Bildung: Dieser WissenPlus-Beitrag stellt Unterrichtsmaterial zum Thema „Flucht“ vor, das in einer Zusammenarbeit von BAOBAB, UNHCR und dem Österreichischen Integrationsfonds entstanden ist.
BAOBAB, UNHCR & Österreichischer Integrationsfonds - 21. Oktober 2021
Wir starten hiermit eine Kooperation mit BAOBAB, dem zentralen Lern- und Kommunikationsort zu Globalem Lernen, Sprachförderung und Diversität in Österreich. Der gemeinnützige Verein setzt sich für Wissen & Bildung über weltweite Zusammenhänge, Fragen sozialer Gerechtigkeit und nachhaltiger Entwicklung ein.
Zudem betreut die Bildungsstelle BAOBAB den pädagogischen Bestand der C3-Bibliothek, wo Pädagoginnen, Pädagogen, Multiplikatoren und Multiplikatorinnen über 8.000 analoge und digitale Bildungsmedien, Unterrichtsmaterialien, Spiele, Filme und Bücher finden. Der Verein entwickelt auch innovative und methodisch abwechslungsreiche Bildungsmaterialien in Kooperation mit Partnerorganisationen.
In diesem WissenPlus-Beitrag wird das Unterrichtsmaterial „Aufbrechen-Ankommen-Bleiben“ vorgestellt, das in Zusammenarbeit von BAOBAB, UNHCR und dem Österreichischen Integrationsfonds entstanden ist. Das Unterrichtsmaterial zum Thema Flucht enthält die Flucht- und Lebensgeschichten von sieben jungen Menschen. Es inkludiert in der Methodik abwechslungsreiche Möglichkeiten, sich im Unterricht mit Flucht, Asyl, Vorurteilen, Stereotypen und dem Leben in einer pluralistischen Gesellschaft auseinanderzusetzen.
Erstellt wurde das Unterrichtsmaterial zum Thema Flucht für Schüler/innen ab 12 Jahren. Speziell an diesem Unterrichtsmaterial ist, dass diese Unterrichtsmaterialien in einfacher Sprache verfasst wurden. Ziel ist, dass eine breite Zielgruppe mit dem Bildungsmaterial arbeiten kann. Optimal ist, dass alle drei aufeinander aufbauenden Kapitel hintereinander genutzt werden.
Es ist aber auch möglich, einzelne Impulse und die entsprechenden Arbeitsblätter zu verwenden. Die erzählten Geschichten der jungen Menschen beruhen auf wahren Begebenheiten. Teilweise wurden jedoch die Namen der Personen geändert oder einige Informationen geringfügig verändert.
Auszug aus dem Beitrag zum Thema Flucht
Flucht und Migration sind keine Phänomene der heutigen Zeit und keineswegs auf einzelne Kontinente oder Länder beschränkt. „Der Mensch hat sich als wanderndes Wesen über die Welt ausgebreitet. In Zehntausenden von Jahren Menschheitsgeschichte hat er sich, von Afrika ausgehend, immer bewegt. Sesshaftigkeit ist historisch gesehen eher ungewöhnlich, Wanderung der Normalfall menschlicher Existenz.“
Mit der zunehmenden Globalisierung verändern immer mehr Menschen weltweit ihren Wohnsitz und migrieren. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Oftmals verlassen Menschen ihre Heimat nicht freiwillig – viele werden aufgrund von Kriegen oder zum Beispiel wegen ihrer politischen Überzeugungen oder ihres Glaubens verfolgt und aus ihrem Zuhause vertrieben.
In diesem Fall spricht man nicht von Migration, sondern von Flucht. Diese Begriffe werden im Alltag oft vermischt und die Betroffenen werden ganz austauschbar als Migrantinnen und Migranten, Asylwerber/innen oder Flüchtlinge bezeichnet. Eine Unterscheidung der Begriffe ist jedoch wichtig, denn während Flüchtlinge ihr Herkunftsland aufgrund von Verfolgung oder weil sie Verfolgung fürchten, verlassen mussten, werden Migrantinnen und Migranten nicht verfolgt und verlassen ihre Heimat, um ihr Leben zu verbessern, zu arbeiten oder aus familiären Gründen.
Betrachtet man Wanderungen aus bzw. nach Europa entlang einer historischen Achse, zeigt sich, dass zwischen den Flüchtlingen und Migrantinnen und Migranten des 19. und denen des 20./21. Jahrhunderts Parallelen bestehen. Tatsächlich sind ähnliche Beweggründe erkennbar: Flucht aufgrund von Krieg oder Verfolgung und Zuwanderung aufgrund von ausbildungs-, arbeitsplatz- und familienorientierten Motiven stehen dabei im Vordergrund.
Übung: Unsere persönliche Landkarte
Ziel: Die Lernenden erforschen die Migrationsgeschichte ihrer Familie und ihre Hintergründe. Ziel ist es, Migration als ein weit verbreitetes Phänomen in der Gesellschaft aufzuzeigen und die Vielfalt in der Klasse als wertvolle Ressource erfahrbar zu machen.
Dauer: 1 Unterrichtseinheit
Materialien: Pinnwand, Weltkarte, bunte Stecknadeln, Bindfaden, Kärtchen, eventuell Kopiervorlage „Begriffserklärung Migration und Flucht“, Plakat
Durchführung:
- 5 Minuten: In Einzelarbeit überlegen die Schüler/innen, wer in ihrer Familie (Großeltern, Eltern, sie selbst oder Geschwister) bereits seinen Lebensort verändert hat. Von wo und wohin sind diese Personen migriert? Ein Umzug innerhalb Österreichs gilt ebenfalls als Migration, als sogenannte Binnenmigration. In Klassen mit einem hohen Migrationsanteil in der ersten Generation kann diese Übung auch nur für die Schüler/innen selbst durchgeführt werden.
- 30 Minuten: Inzwischen befestigt die Lehrperson auf einer Pinnwand eine möglichst große Weltkarte. Die Lernenden erhalten Stecknadeln und Bindfaden. Sie stecken jeweils eine Stecknadel an ihrem ersten und ihrem zweiten oder weiteren Lebensort fest. Bei größeren Distanzen werden diese beiden Punkte mit einem Bindfaden verbunden. Es entsteht somit ein Netz, das die Vielfalt dieser Klasse abbildet. Auf freiwilliger Basis können die Teilnehmer/innen kurz die Migrations- oder Fluchtgründe ihrer Familienmitglieder erzählen. Die Lehrperson notiert diese Gründe auf Kärtchen. Diese werden im nächsten Impuls verwendet.
- 5 Minuten: Abschließend wird im Plenum gemeinsam diskutiert, welcher „Reichtum“ durch diese Vielfalt in der Klasse vorhanden ist: z. B. welche Sprachen, welche unterschiedlichen Familientraditionen, welche Geschichten etc.
Das Reflektieren eigener Migrations- oder Fluchtgründe darf nicht dazu führen, dass die Personen auf eine „Zugehörigkeit“ festgelegt werden. Ihr persönlicher Hintergrund macht sie nicht zu Expertinnen und Experten ihres Herkunftslandes. Vielmehr soll die Vielfalt der unterschiedlichen Zugehörigkeiten sichtbar gemacht und eine positive Einstellung gegenüber dieser vermittelt werden. - 15 Minuten: In einem nächsten Schritt werden gemeinsam die Begriffe Migration und Flucht geklärt. Die Schüler/innen setzen sich paarweise zusammen, erhalten Papier und Stift und versuchen eine Definition für die Worte Migration und Flucht zu finden. Die Definitionen der Lernenden werden präsentiert und auf ein Plakat rund um die Worte MIGRATION UND FLUCHT geklebt. Anschließend wird die unten stehende Begriffserklärung vorgelesen bzw. kann sie den Schüler/innen zum leichteren Verständnis auch ausgeteilt werden. Anhand folgender Fragen können die Begriffe besprochen werden:
Inwiefern unterscheiden sich diese Definitionen von unseren?
Was ist neu?
Zu den weiteren Übungen gehören unter anderem:
- Migrieren, flüchten: Analyse, warum Menschen ihr Herkunftsland verlassen. Verknüpfung von Emigrations- und Immigrationsgeschichten
- Zukunftsplan „Überleben“: Lernende versetzen sich in die Lage einer Person, die flüchten muss.
- Flucht – ein Quiz: zahlreiche Einstiegsinformationen zum Thema Flucht
- Erste Schritte beim Ankommen: Einblick ins österreichische Asylverfahren mit Genfer Flüchtlingskonvention
- Gegenstände von hier und dort: Prioritäten von Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen
- Was braucht der Mensch? Lernende setzen sich mit allgemeinen und individuellen Grundbedürfnissen auseinander.
- Eine Klasse für alle: Was ist wichtig für eine funktionierende Klassengemeinschaft?
- Selbstbild – Fremdbild: wie Wahrnehmung konstruiert und nicht objektiv ist
- Vorurteil, Feindbild, Diskrimierung: Auseinanderestzung mit Vorurteilen
Gesamter Beitrag für den Unterricht
Das vollständige Unterrichtsmaterial zum Thema Flucht finden Sie als angemeldete Lehrperson im Online-Lehrerzimmer unter WissenPlus.
Schulbuchbezug
Geschichte und Politische Bildung
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Ein Beitrag aus der Was jetzt-Redaktion.