Schwerpunkt: Medienkompetenz

Me and Your Stories: Persönliche Geschichten digital erzählen

Im EU-Projekt „Me and Your Stories“ erzählen Schüler/innen ihre persönliche Geschichte mit digitalen Medien. Eveline Wiesenhofer von atempo erklärt, wie man Storytelling mit digitaler Kompetenz verknüpft und was dabei rausschaut.

Florian Wörgötter - 8. Oktober 2020 | aktualisiert am 31. Mai 2022

Digitales Storytelling, Medienkompetenz, soziale Inklusion: Eveline Wiesenhofer koordiniert das EU-Projekt "Me and Your Stories".

Eveline Wiesenhofer koordiniert das EU-Projekt „Me and Your Stories“. Ihr Ziel: Digitales Storytelling, Medienkompetenz und soziale Inklusion im Unterricht.

Gute Geschichten berühren und betreffen uns. Hinter jedem Menschen steckt eine bewegende Geschichte. Das Erasmus+ Projekt „Me and Your Stories“ ermutigt Schüler/innen, diese Geschichte auch zu erzählen – und die Geschichten anderer zu verstehen.

Das Ziel des Projektes MYS ist die Inklusion aller Schüler/innen in die Klassengemeinschaft: „Wenn Jugendliche ihre Geschichten austauschen, bauen sie durch Gemeinsamkeiten ihre Vorurteile ab. So steigt die Toleranz innerhalb einer Klassengemeinschaft“, sagt Projektleiterin Eveline Wiesenhofer von atempo.

Die gemeinnützige Organisation aus Graz koordiniert das vom Bildungsministerium mitfinanzierte EU-Projekt (2019–2022), das auch in Deutschland und Großbritannien, Slowakei und Rumänien durchgeführt wird. Schauen wir uns an, wie „Me and Your Stories“ im Unterricht funktioniert.

Das EU-Projekt "Me and Your Stories" Logo.

Erzählen. Zuhören. Reflektieren. Verstehen.

Im Zentrum des Projekts steht die frei zugängliche Online-Lernplattform MYS-Toolbox. Hier finden Lehrkräfte die Basis für gutes Storytelling: multimediale Unterrichtsmaterialien, E-Books, digitale Tools wie Word Clouds oder Pinnwand – und: einen Menüplan zum Projekt.

Die „Speisenfolge“: Die Vorspeise macht Gusto auf das Thema. Die Suppe vertieft es mit mitgebrachten Objekten und Diskussionen. Zum Hauptgang entsteht die Geschichte in ihrer Tiefe und wird in der Klasse ausgetauscht. Besonders wichtig: das aktive Zuhören, Reflektieren und Verstehen der anderen. Daher wird die Geschichte auch von anderen nacherzählt, denn erst gegenseitiges Verständnis stärkt eine Klassengemeinschaft, sagt Wiesenhofer.

„Wenn Jugendliche ihre Geschichten austauschen, bauen sie durch Gemeinsamkeiten ihre Vorurteile ab. So steigt die Toleranz innerhalb einer Klassengemeinschaft.“

Und zum Dessert wird die Geschichte anhand des Multimedia-Kits digital erzählt – als Video oder Fotoalbum, Comic oder Text, E-Book oder Collage. „Diese Übungen stärken das Selbstbewusstsein der Jugendlichen und strukturieren das Storytelling Schritt für Schritt“, erklärt Wiesenhofer.

Menschenrechte und kritisches Denken

Die Arbeitsunterlagen gliedern sich in verschiedenste Themenblöcke: Die Jüngeren behandeln Familie und Hobbys, Helden und Vorbilder. Pubertierende bearbeiten Identität und Kultur, Religion und Muttersprache, Weltanschauung und Bedürfnisse des Lernens oder der Umwelt.

Zahlreiche Übungen sollen zum kritischen Denken anleiten und auf Menschenrechte hinweisen – und: „Wir wollen die Kinder sensibilisieren, Statements aus dem Internet kritisch zu hinterfragen, aber auch offen für Neues und die Haltung anderer zu sein.“

Die Schüler/innen entscheiden selbst, wo sie ihr Projekt veröffentlichen – innerhalb der Klasse, in sozialen Netzwerken oder auf YouTube.

Was darf ich posten?

Eine Checkliste soll Schüler/innen auch einen kritischen Umgang mit dem Publizieren lehren. Wiesenhofer fasst zusammen: „Schütze deine Identität und teile keine persönliche Daten wie Adresse, Telefonnummer, Namen. Zeige Respekt und stelle sicher, dass niemand verärgert, verletzt oder in Verlegenheit gebracht wird. Und: Frage um Einverständnis, wenn auf Fotos, Audios oder Videos andere Menschen zu sehen sind.“

Was lernen Schüler/innen noch in Sachen Medienkompetenz? „Sie lernen, sich für ihre eigenen Geschichten zu öffnen, wie sie diese mit diversen digitalen Medien erzählen können und was sie davon im Internet preisgeben wollen“, so Wiesenhofer.

Webinar „Me and Your Stories“

Bis zum Jahresende soll die Webseite von „Me and Your Stories“ fertiggestellt werden. Schon jetzt können Lehrende das Projekt in den Unterricht integrieren. atempo geht mit Workshops zur Toolbox in Schulen oder brieft Lehrkräfte in Webinaren.

Das nächste einstündige Webinar „Inclusion through Multimedia Storytelling“ findet am 17. Oktober, 10:30 Uhr live und in englischer Sprache statt. Die Teilnahme ist kostenlos. Zur Anmeldung geht’s hier.

Die Me and Your Stories Tollbox gibt es nun auch auf Deutsch.

 

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