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Wahlhelfer: So entscheiden Sie richtig

Jede Wahl ist so individuell wie der Mensch, der sie trifft, sei es im Privat- oder im Berufsleben. Dennoch gibt es einige Maximen.

Von Stefan Schlögl - 13. März 2019

 

Die einschlägige Management-Literatur hält unzählige Methoden, Verfahren und Techniken bereit, um Entscheidungen anzustoßen. Da gibt es die gute alte Pro- und Kontra-Liste, die Benjamin-Franklin-Liste – eine Erweiterung der simplen Für-und-Wider-Kategorisierung, den Entscheidungsbaum, allerlei Mindmap-Techniken oder die Entscheidungsmatrix.

Allesamt sind sie praktische Wahlhelfer, die sich nach einer kurzen Recherche im Internet auffinden und einsetzen lassen.

Allein: Den einen universellen Problemlöser, der in jeder Situation passt und einem hilft, alle Dilemmata auf eine smarte Lösung herunterzubrechen, gibt es so nicht.

Zu unterschiedlich sind unsere persönlichen Erwartungen und Einstellungen, oft fehlen wichtige Informationen, und nicht selten beeinflussen Faktoren unsere Wahl, die wir schlicht nicht wahrnehmen – und da geht es nicht nur um „Es“ und „Über-Ich“.

 

 

Den einen universellen Problemlöser, der in jeder Situation passt und einem hilft, alle Dilemmata auf eine smarte Lösung herunterzubrechen, gibt es so nicht. Illustration: ImageFlow/Shuttestock

 

 

Tatsächlich aber gibt es einige praktikable Tricks, die einem helfen, akute Entweder-oder-Verzweigungen einer Lösung zuzuführen. Oder die einen zumindest dafür sensibilisieren, an welchen Stellschrauben zu drehen ist. Damit die nächste Entscheidung kein Dilemma wird.

 

Richtig? Falsch!

Was heißt schon „die richtige Entscheidung“? Die eine, allgemein gültige Lösung gibt es schlichtweg nicht. „Richtig“ sollte vielmehr bedeuten: „für einen selbst richtig“ oder „in der jetzigen Situation richtig“.

Dass es eine perfekte Welt, in der ausschließlich perfekte Entscheidungen getroffen werden, nicht gibt, ist hinlänglich bekannt. Dennoch ist die Null-Fehler-Toleranz in unserer Gesellschaft weit verbreitet.

Das Ergebnis ist bekannt: ja nicht aus der Deckung gehen. Angststarre. Ewige Fragekaskaden: Was könnten die Kollegen sagen? Wie wirkt sich das auf die Karriere aus? Wie stehe ich vor den Freunden da?

Alles prinzipiell korrekt, aber: Irren ist menschlich. Hören Sie auf, Fehler vermeiden zu wollen, und nehmen Sie Abschied von allzu hohen Erwartungen an sich selbst.

 

Und gut ist

Dass die kognitive Dissonanz mitunter Probleme machen kann, ist bekannt. Schließlich ist es verdammt schwierig, unsere Entscheidungen und Handlungen mit all unseren Überzeugungen, Gefühlen und Werten in Einklang zu bringen.

Dennoch bringt es nichts, über eine getroffene Wahl ewig nachzugrübeln. Ein Entschluss ist gut, wenn Sie damit zufrieden sind. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

 

Bewusst statt sofort

„Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit“, lautet ein bekannter Sinnspruch. „Und Entscheidungen sind es ebenso“, ließe sich ergänzen. Was heute relevant ist, muss es morgen schon längst nicht mehr sein.

Parameter und Konstellationen ändern sich einfach im Laufe der Zeit. Also raus aus dem Entscheidungssofortismus und auch einmal abwarten können. Es gibt nicht nur ein Für und ein Wider, sondern auch eine dritte Option – eben keine Entscheidung zu treffen.

Auch das ist eine Wahl. Sie sollte bloß bewusst getroffen werden und nicht das Ergebnis eines schwärenden inneren Zwists sein.

 

Wege offen halten

Es gibt nicht nur ein Dafür oder Dagegen, Ja oder Nein, Bier oder Wein. Das Leben besteht nicht nur aus strikten Gegensätzen.

Und so ist es auch mit Entscheidungen. Wer sich von vornherein auf Zweidimensionalität festlegt, sieht andere Optionen nicht – was dann zum Beispiel auch der Nachteil einer Pro- und Kontra-Liste ist.

 

Was wirklich wichtig ist

Vor einer Entscheidung immer wieder die eigene Wahrnehmung prüfen: Was ist wirklich geschehen? Ist das tatsächlich so schlimm? Was sind die realen Konsequenzen? Und was bilden wir uns ein?

Kurzum: immer wieder versuchen, eine Entscheidung und die Herausforderungen, die damit verbunden sind, auf das eigentliche Thema herunterzukochen.

 

Auf sich selbst achten

Es gibt die eigenen Ziele, und es gibt Fremdziele, also jene Meinungen und Einstellungen im unmittelbaren Umfeld, an denen wir uns unbewusst orientieren. Und die gehören konsequent aussortiert.

Bloß weil die Ex-Studienkollegen auf Facebook den Eindruck erwecken, notorisch erfolgreich zu sein und die tollsten Kinder seit Erfindung des Selfies zu haben, bedeutet das noch lange nicht, ein Verlierer zu sein.

Vielleicht hat man im Leben einfach andere Prioritäten gesetzt – und ist damit eigentlich ganz glücklich. Vergleiche sind trügerisch, und daraus kann bohrende Unzufriedenheit erwachsen. Das muss nicht sein.

Einfache Wozu-Fragen sind in diesem Fall das Mittel der Wahl: Wozu brauche ich das? Wozu sollte ich das wollen? Im Gegensatz zum ewigen „Warum?“ richten diese Wozu-Fragen den Blick nach vorn, in die Zukunft. Und zwar auf die eigene und nicht die der anderen.

 

Bloß kein Drama

Wir neigen dazu, Themen und Debatten und damit uns selbst ein wenig zu wichtig zu nehmen. Das wirkt sich auch auf unsere Entscheidungen aus. Nicht jede Wahl ist eine zwischen Leben und Tod.

Und nicht jedes Problem ein „Mega-Fiasko“, ein „Epic Fail“ oder eine „Katastrophe“. Desaster-Sprecher sind Desaster-Denker. Also: die eigene Wortwahl immer wieder hinterfragen. Denn jede Entscheidung ist immer so wichtig, wie die Bedeutung, mit der wir sie aufladen.

 

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Ein Beitrag aus dem Was jetzt-Magazin, Ausgabe 2/18

 

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