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Praxis: „Gefühl und Verstand sollten immer mitreden“

Ulrike Münst-Xander, Direktorin an der HLW Rankweil, setzt auf gemeinsame Entscheidungen. Im Interview mit Was jetzt erzählt sie, warum das manchmal auch Mut erfordert.

Das Gespräch führte Manuela Tomic - 6. März 2019

 

Wie treffen Sie in Ihrer Funktion als Schulleiterin Entscheidungen?

Momentan beschäftigen wir uns intensiv mit der Vision unserer Schule und der Neugestaltung unseres Ausbildungsschwerpunktes. Das geschieht im Rahmen mehrerer pädagogischer Tage und soll mir als Grundlage dienen.

Am Ende müssen alle Entscheidungen von mir getroffen werden, aber es ist mir wichtig, dass die Lehrerinnen und Lehrer entsprechend eingebunden werden. Wenn diese großen Entscheidungen erfolgreich sein sollen, müssen sie von allen mitgetragen werden.

 

Wie binden Sie das Kollegium dabei ein?

Manche Entscheidungen werden vom gesamten Kollegium bei Konferenzen besprochen und im Anschluss daran entschieden. Zu einigen Themen, die im Schulgemeinschaftsausschuss entschieden werden, holen Lehrervertreter und -vertreterinnen zuvor die Meinung des Kollegiums ein und stimmen dann in dessen Sinne ab.

 

Wünschen Sie sich manchmal mehr Unterstützung von der Schulaufsicht?

Grundsätzlich haben wir durch die Schulautonomie größere Spielräume, da bisher von der Schulaufsicht wahrgenommene Aufgaben an die Leitung vor Ort übertragen wurden. Einerseits schätze ich diese Entwicklung sehr, andererseits werden von der Schulaufsicht wichtige Entscheidungen aufgeschoben und die einzelnen Standorte müssen für sich selbst Übergangslösungen entwickeln, die oft nicht befriedigend sind. Deren Erarbeitung ist oft mit viel Zeitaufwand verbunden.

 

Fällen Sie manchmal Entscheidungen aus dem Bauch heraus?

Menschen haben Gefühl und Verstand und ich glaube, dass ein Geheimnis guten Entscheidens darin besteht, beide mitreden zu lassen.

Aber den Verstand völlig auszuschalten und ausschließlich den Gefühlen zu folgen ist sicher keine gute Grundlage. Also versuche ich prinzipiell, Bauchentscheidungen zu vermeiden.

 

Wie gehen Sie mit der vielzitierten Qual der Wahl um?

Ich bin grundsätzlich ein entscheidungsfreudiger Mensch. Das bedeutet für mich einerseits mitgestalten zu können, und andererseits auch Verantwortung zu übernehmen.

Die Wahl fällt mir dann schwer, wenn jede Alternative gewisse Vorteile hat und keiner dieser Vorteile eindeutig besser ist. Schiebt man in dieser Situation einen Entschluss auf, hat man vorläufig trotzdem entschieden: nämlich alles beim Alten zu lassen. Das versuche ich zu vermeiden.

 

Wie entscheiden Sie im Privatleben?

Persönliche Entscheidungen haben im Prinzip dieselbe Struktur wie berufliche. Zunächst nehme ich mir Zeit zum Nachdenken, überlege mir, was ich bewirken möchte. Ich sammle zudem Handlungsalternativen und überlege mir Vor- und Nachteile. Sollte ich mir nicht sicher sein, beziehe ich auch Menschen aus meinem engen privaten Umfeld ein.

 

Gibt es Entscheidungen, die Sie im Nachhinein bereuen?

Spontan fällt mir keine ein. Sie zu treffen erfordert Mut, sonst wird man nie etwas verändern. Fehlentscheidungen sind unvermeidbar, da nie alle Informationen vorliegen.

Vieles muss erst ausprobiert werden, um zu erkennen, ob ein Entschluss in dieser Situation gut war oder nicht. Ich versuche immer, mir möglichst viele Informationen zu beschaffen, alle Argumente gut durchzudenken und mir Zeit zu lassen.

Sollte sich eine Entscheidung im Nachhinein als nicht ideal oder falsch erweisen, bedarf es wiederum Mut, die Situation noch einmal zu überdenken.

 

Zur Person

Ulrike Münst-Xander ist seit 1994 Professorin für kaufmännische Unterrichtsgegenstände an der HLW Rankweil, Vorarlberg. Seit 2016 ist sie Direktorin.

Münst-Xander hat in Innsbruck Wirtschaftspädagogik studiert und war Projektleiterin beim BIFO (Beratung für Bildung und Beruf) in Dornbirn.

 

 

 

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Ein Beitrag aus dem Was jetzt-Magazin, Ausgabe 2/18

 

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