Schwerpunkt: Online-Lernen

3 Fragen: Was Schülerunion und AKS zum Online-Lernen sagen

Welche Erfahrungen haben die beiden größten Schüler/innen-Organisationen mit dem Online-Lernen gemacht? Noomi Anyanwu von der Aktion kritischer Schüler_innen und Sebastian Stark von der Schülerunion geben Antwort.

Was jetzt-Redaktion - 29. Mai 2020

Österreichische Schülerorganisationen verbindet ein gemeinsames Ziel: Sie vertreten die Interessen der Schüler/innen gegenüber der Politik, um den Unterricht an Schulen zu verbessern. Naturgemäß schillern die Forderungen der VP-nahen Schülerunion und der SP-nahen Aktion kritischer Schüler_innen in verschiedenen Farben. Was aber sagen Schülerunion und AKS zum Online-Lernen während der Schulschließung?

Wir haben Noomi Anyanwu, Bundesvorsitzende der Aktion Kritischer Schüler_innen,  und  Sebastian Stark, Bundesobmann der Schülerunion, zu drei Fragen eingeladen: Wie zufrieden sind die Schüler/innen mit dem Online-Lernen? Wie haben sie ihre Schüler/innen dabei unterstützt? Und was bleibt vom Online-Lernen im Präsenzunterricht?

Im Bild links: Sebastian Stark, Bundesobmann der Schülerunion. Rechts: Noomi Anyanwu, Bundesvorsitzende der Aktion Kritischer Schüler_innen.

Wie zufrieden sind eure Schüler/innen mit dem Online-Lernen?

Noomi Anyanwu (Aktion kritische Schüler_innen): „An uns sind leider sehr viele negative Erfahrungen getragen worden: Vielen Schülerinnen und Schülern fehlt die digitale Ausstattung, seien es Laptops oder eine ausreichende WLAN-Verbindung.

Es gab außerdem keine einheitliche Plattform für die Kommunikation zwischen Lehrpersonen und Schülern/Schülerinnen. Meist war das schulspezifisch, aber auch von Lehrer/in zu Lehrer/in verschieden.

Andere Unterstützungsmöglichkeiten waren während einer Quarantäne natürlich schwer zugänglich, sodass sozioökonomisch schwächere Familien und Haushalte es noch schwerer hatten.“

Sebastian Stark (Schülerunion): „Wir haben zu Beginn des Distance Learnings 14.000 Schülerinnen und Schüler befragt. Das Ergebnis: 8 von 10 meinten, dass das Online-Lernen zumindest gut funktioniert. Die größten Probleme wären die zeitweise Überforderung durch den großen Umfang der Aufträge sowie überlastete Software und Internetseiten.

Problematisch ist auch der „Tooljungel“ an manchen Schulen, da jede Lehrperson verschiedene Programme verwendet und es schwer, ist die Übersicht zu bewahren.

Einige Schulen waren für einen guten Online-Unterricht vorbereitet, während die Lernqualität an anderen Schulen gelitten hat. Das bestätigt auch unsere Umfrage: 50 Prozent der Schulen seien gut ausgestattet, während 50 Prozent eher mäßig auf die Digitalisierung vorbereitet waren.“

Welche Aktionen unterstützen eure Schüler/innen beim Online-Lernen?

Anyanwu: „Natürlich haben wir unsere Arbeit verstärkt auf Social Media umgelagert. Jeden Sonntag fand ein Webinar zu „Schule weltweit“ statt, in dem sich Schüler/innen mit Expertinnen/Experten aus verschiedenen Schulsystemen austauschen konnten. Das war uns besonders während der Krise wichtig, denn Schülern und Schülerinnen hat der soziale Kontakt stark gefehlt.

Außerdem haben wir unser Online-Bildungsprogramm #aksheute ins Leben gerufen, mit dem wir einen Ersatz zu dem gewohnten Frontalunterricht geboten haben.“

Stark: „Wir haben bereits am ersten Tag der Einschränkungen einen Info-Ticker eingerichtet, den mehr als 1.000 Personen abonniert haben. Auch unsere Helpline war eine Anlaufstelle für offene Fragen.

Weiters haben wir auf unseren Social Media-Kanälen Lerntipps und E-Learning-Tools vorgestellt. Wir haben Vorlagen für Lernpläne zum Download erstellt.

Gleichzeitig hat es bereits in fast jedem Bundesland Webinare gegeben. Wir haben digitale Lerngruppen ermöglicht und digitale Pubquizze, Spieleabende und Diskussionen mit Wissenschaftern und Wissenschafterinnen veranstaltetet.

Und: Letztes Wochenende haben wir den ersten digitalen österreichweiten Schülerkongress abgehalten mit 5 Seminargruppen.“

Sollen mehr Online-Tools in den Präsenzunterricht einfließen?

Anyanwu: „Es ist schade, dass die Politik erst während einer Pandemie erkennt, wie wichtig Digitalisierung ist und dass sie in Schulen schon lange präsenter hätte sein sollen.

Digitales Lernen bietet viele Vorteile: Durchgehend zugängliches Infomaterial unterstützt ebenso wie Lernvideos zum Unterricht.

Generell können solche Tools Lehrpersonen und Schüler/innen entlasten und einen flexibleren Zugang zum Lernen gewähren. Damit hätten wir mehr Zeit, uns mit dem Lernprozess eines jeden einzelnen Schülers/einer jeden einzelnen Schülerin zu beschäftigen.“

Stark: „Unbedingt! Digitales Lernen kann den Unterricht natürlich nicht ersetzen, aber definitiv verbessern. Die Hausaufgaben sollten digital verfügbar sein und der Zeitraum der Bearbeitung flexibler gestaltet sein. Auch die schulübergreifende Zusammenarbeit kann mit sehr geringem Aufwand verbessert werden.

Ich erhoffe mir sehr viel von der geplanten Bildungscloud des Bildungsministeriums. Ich sehe die Zukunft in einer Plattform, zu der jede/r Schüler/in einen Zugang mit Passwort hat. Eine Plattform, die Lernmaterialien, aber auch Lernplattformen und Programme zugänglich macht. Schulbuchverlage, private Initiativen und Firmen sollten zusammenarbeiten, um das zu ermöglichen.

Dazu braucht es natürlich einiges an finanziellen Mitteln. Doch die aktuelle Situation hat gezeigt, dass es an der Zeit ist, Geld in die Hand zu nehmen, damit Schulen den Ansprüchen des 21. Jahrhunderts gerecht werden.“

 

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