Bildung und Beruf

Food Design: Ein neues Fach, das schmeckt

In der Tourismusschule St. Pölten gibt es schon bald eine im deutschen Sprachraum einzigartige Ausbildung. Daraus könnte gar ein neuer Beruf entstehen: Food-Sommelier.

Von Nina Horcher - 25. April 2018

 

Fisch in Stäbchenform, Schokolade als Tafel, quadratisches Toastbrot: Warum haben manche Nahrungs- und Genussmittel eine bestimmte Form? Weshalb werden sie meist ganz bestimmt, quasi „wie immer“ zubereitet? Und vor allem: Muss das so sein?

Diese Fragen werden die Schülerinnen und Schüler der Tourismusschule St. Pölten in Zukunft häufiger beschäftigen. Schließlich gibt es dort ab dem Schuljahr 2018/19 den neuen Ausbildungsschwerpunkt „Food-Design & Entertainment“, ein im gesamten deutschen Sprachraum einzigartiges Angebot.

Grund für die Etablierung dieses neuen Unterrichtszweigs ist neben dem allgemeinen gesellschaftlichen Trend zur Nachhaltigkeit vor allem ein großes Interesse auf Seiten der Schüler, so der stellvertretende Direktor Michael Hörhan. „Die Begeisterung der Jugendlichen hat unsere Erwartungen übertroffen. Bereits 12- und 13-Jährige haben in unseren Umfragen an Infotagen großes Interesse für Themen wie Nachhaltigkeit und Regionalität gezeigt.“

Eine Frage der Herkunft

Bis jetzt wurden diese Themen laut Lehrplan in erster Linie im praktischen Unterricht vermittelt. Öfter in der Küche stehen werden die Jugendlichen zukünftig aber nicht: Grundlegendes ökologisches und biologisches Know-how über die Herkunft der Produkte und die Entwicklung von Speisen wird auch in Zukunft weiterhin in der Theorie vermittelt.

 

Auf den Geschmack gekommen: Bei der Präsentation der neuen Schwerpunkte wollte Food-Designer Martin Hablesreiter gleich reinbeißen. (Foto: Haiderer)

 

„Wir wollen den Schülerinnen und Schülern beibringen, mehr zu hinterfragen. Warum wurde ein bestimmtes Produkt so designt, warum ein Gericht auf bestimmte Art zubereitet?“

Mit zwei Unterrichtseinheiten pro Woche wird „Food Design & Entertainment“ ab Herbst 2018 als eigenes Unterrichtsfach im Stundenplan aufgenommen. Der gewählte Schwerpunkt kann von den Schülerinnen und Schülern auch als Maturafach genommen werden.

Dabei dürfen auch logistische Aspekte, wie etwa Abfallvermeidung, nicht fehlen: „Geplant ist, gesellschaftliche Trends aufzugreifen, die auch ökologisch sinnvoll umgesetzt werden können.“

Profis am Werk

Bei der Konzeption des neuen Schwerpunkts wurden auch prominente Profis eingebunden: Mit Martin Habelsreiter und Sonja Stummerer haben zwei der führenden Food-Designer Europas ihre Expertise eingebracht.

Darüber hinaus gibt es eine Kooperation mit der New Design University St. Pölten, die als akademischen Lehrgang ebenfalls Food Design berufsbegleitend anbietet. Absolventinnen und Absolventen der Tourismusschule können sich Punkte aus dem Ausbildungsschwerpunkt anrechnen lassen.

 

Das Auge isst mit: Bei Food Design geht es neben kreativer Gestaltung auch um Wissen über Herkunft und Zubereitungsart von Speisen.

 

Zukunftsberuf Food-Sommelier

Mit dem Food Design-Unterricht sollen den Schülerinnen und Schülern innovative berufliche Perspektiven geboten werden, etwa die Beschäftigung als Food-Sommelier.

Michael Hörhan über potentielle Einsatzbereiche: „Es gibt ja mittlerweile in jedem guten Restaurant einen Wein-Sommelier, der genaue Auskünfte über die angebotenen Weine geben kann. Bald könnte es auch jemanden geben, der Ihnen erklärt, wo die Zutaten für die Gerichte herkommen und warum eine bestimmte Zubereitungsart gewählt wird.“

Dass es Konsumenten zunehmend interessiert, wo ihr Essen herkommt, zeige sich bereits im Einzelhandel. Mit dem neuen Know-how will die Tourismusschule St. Pölten auch etwas Image-Politur betreiben: „Tourismusschulen werden leider nicht immer modern präsentiert und passen sich selten an die Bedürfnisse der jungen Generation an. Das wollen wir ändern.“

 

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Ein Beitrag der Was jetzt Online-Redaktion. 

 

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