Studium und Beruf
Studium mit Zukunft: Erneuerbare Energien aktiv gestalten
In Teil 2 der Serie „Studium mit Zukunft“ präsentieren wir das Fach „Erneuerbare Energien“ an der FH Technikum Wien. Hier ein Überblick, wie man den Strom von morgen gewinnt und was Schüler/innen am Passivhaus-Campus erwartet.
Florian Wörgötter - 28. Mai 2021
Im ersten Steckbrief der Serie „Studium mit Zukunft“ sind wir in die kleinste Einheit unseres Planeten getaucht: in das Studium Nanowissenschaften an der Universität Basel. Nun werfen wir einen Blick auf die Energien von morgen. Im Studium „Erneuerbare Energien“ an der FH Technikum Wien lernen Studierende, dieses dynamische Feld in der Praxis mitzugestalten.
Studiengangsleiter Manfred Tragner beantwortet die wichtigsten Fragen für Maturantinnen und Maturanten: Was lernt man im Bachelorstudium „Erneuerbare Energien“? Wie gestaltet sich die Praxis im Studium? Und wie stehen die Berufsaussichten danach?
Im Studium
Kurz und knackig: Worum geht’s im Studium „Erneuerbare Energien“?
Der Energieeinsatz verändert sich vor dem Hintergrund ambitionierter Klimaschutzziele radikal – in Zukunft steht erneuerbare Energie noch stärker im Fokus. Im Studiengang „Erneuerbare Energien“ wird das technologische Basiswissen geschaffen, um diesen Wandel in die Praxis umzusetzen – von der Analyse energetischer Chancen über die Planung haustechnischer Anlagen bis zur Vernetzung einzelner Bereiche in der modernen Stadt.
Wie schnell hat sich Ihre Wissenschaft in den letzten 10 Jahren verändert?
Der Bereich der erneuerbaren Energie verändert sich ständig. Früher waren die Forschungsthemen vorwiegend in der Kostenreduktion und Effizienzsteigerung einzelner Technologien angesiedelt, um die Technologien auf den Markt bringen zu können. Nun sind sie vorrangig im Bereich der Systemintegration und gemeinschaftlichen Nutzung von Anlagen zu suchen, um die erzeugte Energie auch bestmöglich nutzen zu können.
Ihr wichtigstes Werkzeug?
Das Erneuerbare-Energien-Labor und der Computer. Zur Testung neuer Hard- und Software haben wir ein ausgezeichnet ausgestattetes Labor, welches uns genaueste Analysen erlaubt. Zur Dimensionierung und Auslegung bestimmter Anlagen, der Potenziale von Regionen und der Effizienz von Energiegemeinschaften dient der Computer mit unterschiedlichen Simulations- und Berechnungsprogrammen.
Was sollten Schüler/innen für ein Studium mitbringen?
Interesse an einer nachhaltigen Energieversorgung und erneuerbaren Energietechnologien.
Was konkret lernt man im Studium?
Der Kern des Bachelorstudiums beschäftigt sich mit technischen Inhalten. In den ersten Semestern werden dabei die Grundlagen im Bereich der Bautechnik, der thermischen und elektrischen Energietechnik behandelt. Daher kann das Studium auch ohne technische Vorbildung absolviert werden.
In den höheren Semestern folgen einzelne Energietechnologien in Theorie (Biomasse Wärmeversorgung, Photovoltaik etc.) und Praxis (Auslegung einer PV-Anlage im Fachlabor/technischen Projekt, Auslegung eines Nahwärmenetzes im Semesterprojekt etc.). Abseits von Technik wird neben den mathematischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Grundlagen auch Wert auf Soft Skills und Englisch gelegt.
Welche Disziplinen arbeiten zusammen?
Im Bachelor „Erneuerbare Energien“ liegt der Fokus auf den Technologien, weshalb die dafür wesentlichen Inhalte der drei technischen Disziplinen Elektrotechnik, Maschinenbau und Bau-/Gebäudetechnik zusammengeführt werden.
Wie gestaltet sich die Praxis während des Studiums?
Alle Lehrenden kommen aus der Praxis oder haben über Forschungsprojekte noch immer Bezug zu den neuesten Entwicklungen. Daher können sie diese Erfahrungen auch in ihren Lehrveranstaltungen an Studierende weitergeben.
Unabhängig davon werden in allen Semestern Laborübungen, Exkursionen oder Projektarbeiten mit Praxis- und Forschungsbezug durchgeführt. Zusätzlich müssen alle Studierenden im 6. Semester ein Pflichtpraktikum in einem Unternehmen absolvieren.
Verhältnis zwischen Frontalunterricht und praktischen Übungen?
Etwa 30 Prozent Frontalunterricht und 30 Prozent praktische Übungen. Der Rest sind andere Lehr- und Lernformen (E-Learning wie Videos, Quizze etc.).
Wie viele Studierende pro Lehrende/n?
Bei uns wird viel in kleinen Gruppen gearbeitet und die Lektoren und Lektorinnen stehen laufend als Ansprechpartner/innen zur Verfügung. Auf etwa 500 Studierende in den vergangenen beiden Jahren kamen 125 Lehrende.
Wie fortgeschritten ist die Online-Lehre?
Die FH Technikum Wien hatte bereits vor Corona das Ziel, neue Lehr- und Lernformen stärker in das Studium zu integrieren und Lehrveranstaltungen auf Blended Learning umzustellen. Das hat uns sehr gut durch die Pandemiezeit gebracht und wird auch in den folgenden Jahren beibehalten und noch weiter ausgebaut.
Daher werden unsere Inhalte weiterhin auf verschiedenste Arten (Quiz, Videos, Animationen, Interaktionsmöglichkeiten) online zur Verfügung gestellt, um die Vermittlung in den Lehrsälen und Laboren vor Ort zu unterstützen.
Nach dem Studium
Welche Fähigkeiten und Fertigkeiten hat man gelernt?
Unter anderem kann man energie-, gebäude- und haustechnische Probleme analysieren und technische Lösungen dafür entwickeln. Man kann Einzeltechnologien und Gesamtanlagen im Bereich der Solarenergien, der Gebäudetechnik und der großtechnischen, städtischen Wärme und Stromerzeugung planen, entwerfen und konstruieren. Man kann Energietechnik, Anlagenbau und Gebäude im Smart-City-Umfeld analysieren und in einem intelligenten, klimaneutralen und nutzerfreundlichen Gesamtsystem integrieren.
Weiters kann man ein- und mehrgeschossige Gebäude energetisch bewerten, Energieausweise berechnen, Heiz-, Kühllasten und Jahresenergiebedarf berechnen und simulieren. Oder den Einsatz konventioneller Technologien im Mix mit erneuerbaren Energietechnologien unter dem Gesichtspunkt eines nachhaltigen, urbanen Energiesystems bewerten und entwerfen.
Welche Berufsbilder eignen sich?
Die Absolventinnen und Absolventen verfügen über Kenntnisse aus den Bereichen Energietechnik, Gebäudetechnik, Anlagenbau und der Querschnittsmaterie Smart Cities. Dementsprechend gut sind die Berufsaussichten für Fachleute für erneuerbare Energien.
Mit ihren interdisziplinären Kenntnissen sind sie in unterschiedlichen Branchen wie Energieversorgung, Bauwesen, Maschinenbau oder Großhandel tätig. Sie arbeiten beispielsweise als Energieberater/in, Regeltechniker/in oder Produktionsleiter/in. Typische Aufgaben umfassen die Anlagenplanung im Bereich erneuerbare Energie, Schnittstellenplanung in der Energie-, Gebäude- und Bautechnik oder die Planung von Energienetzen.
Wie gut sind die Jobaussichten aktuell?
Die Jobaussichten waren auch während der COVID-Krisenzeiten ausgezeichnet. Aufgrund der vielen Anfragen von Unternehmen nach den ersten Öffnungsschritten ist auch von einer weiterhin starken Nachfrage auszugehen. Die meisten Studierenden kommen bereits aus dem Berufspraktikum mit einem Jobangebot in der Tasche zur Bachelorprüfung.
Wie rasant wird sich das Berufsfeld in den kommenden 10 Jahren weiterentwickeln?
Der Bereich unterliegt einem ständigen Wandel und zukünftig wird die Digitalisierung auch im Energiebereich eine wesentliche Rolle spielen. Deshalb beschäftigen wir uns bereits jetzt mit diesen Entwicklungen in Forschungsprojekten, um auch zukünftigen Studierenden zeitgerecht die erforderlichen Kompetenzen vermitteln zu können.
Welche weiterführenden Master bieten sich an der FH Technikum Wien an?
Grundsätzlich ist es natürlich sinnvoll für Absolventinnen und Absolventen des Bachelor, auch den berufsermöglichenden Master „Erneuerbare Energien“ zu besuchen, da dort aufbauend auf den Kenntnissen einzelner Technologien die Systemzusammenhänge vermittelt werden. Es gibt aber ein großes Angebot verschiedener Master. Nähere Informationen hier.
Abseits des Studiums
Was erlebt man nur an der FH Technikum?
Am Studiengang „Erneuerbare Energien“ erlebt man eine sehr wertschätzende und familiäre Atmosphäre, da wir an einem eigenen Campus untergebracht sind. Dieser Campus zeigt auch, dass wir leben, was wir den Studierenden vermitteln, da wir in Österreichs erstem Passivhaus-Campus mit aktiven Energieerzeugungselementen untergebracht sind.
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