Bildung und Beruf
Reform: Polytechnische Schule neu gedacht
Das Pilotprojekt „PTS2020“ ist abgeschlossen. Welche Ergebnisse erzielt wurden und warum es die Polys in ihrer jetzigen Form wohl bald nicht mehr geben wird, lesen Sie hier.
Von Nina Horcher - 20. Juni 2018
In den vergangenen fünf Jahren wurden Polytechnische Schulen in ganz Österreich einer Qualitätsinitiative unterzogen: Unter dem Namen „PTS2020“ lief bis zum Schuljahr 2016/17 ein Pilotprojekt, das 13 Schulen in Versuchslabore für neue Konzepte verwandelte. Konkret wurden dabei Maßnahmen gesetzt, die die Berufsvorbereitung und Oberstufenqualifizierung verbessern und damit auch das Image der Schulform wieder aufpolieren sollen.
„Die Schule kann zu leicht umgangen werden“
Im Vergleich zur AHS oder den berufsbildenden Schulen sind die polytechnischen Angebote bei Schülerinnen und Schülern weniger beliebt.
„Abgesehen davon, dass ein Maturaabschluss heute für viele junge Menschen viel attraktiver wirkt, kann die Polytechnische Schule mit ihrem derzeitigen Konzept zu leicht umgangen werden“, befürchtet Christian Dorninger, Sektionsleiter für berufsbildende Schulen im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung. „Die Ausbildung wird nicht mehr ernstgenommen. Wir müssen also etwas finden, das die Stärken dieser Schulform wieder in den Vordergrund rückt.“
Für den Spitzenbeamten zählen zu den positiven Aspekten der Polys vor allem zwei Punkte: „Zum einen die Möglichkeit, dort den Pflichtschulabschluss jederzeit nachmachen zu können – derzeit nehmen das rund 17 Prozent der Jugendlichen in Anspruch – und zum anderen werden die Schülerinnen und Schüler bei ihrer beruflichen Orientierung unterstützt.“
Erstes Fazit der Qualitätsinitiative
Um diese positiven Aspekte in den Vordergrund zu rücken, wurde im Rahmen von „PTS2020“ ein konkreter Maßnahmenplan erstellt. Damit sollte an jeder teilnehmenden Schule die Umsetzung von „pädagogischen und schulorganisatorischen Maßnahmen sowie die Entwicklung neuer Lehrplaninhalte“ gesichert werden, wie es im Evaluierungsbericht des Bundesministeriums für Bildung heißt.
„Vor allem kompetenzorientierte Schritte, wie die Einführung einer ersten Orientierungsphase und kontinuierliche Schüler-Eltern-Lehrer-Gespräche haben sich dabei als positive Instrumente ergänzend zum Unterricht erwiesen“, fasst Christian Dorninger rückblickend zusammen.
Die siebenstufige Beurteilungsskala, die anstelle der typischen Notenskala ebenfalls im Zuge des Pilotprojekts ausprobiert wurde, konnte sich hingegen nicht durchsetzen.
Im Bundesministerium werden indes bereits größere Pläne für die Schulen geschmiedet: „Die Polytechnische Schule in ihrer jetzigen Form wird es bald nicht mehr geben. Die Schulform wird einer Generalsanierung unterzogen“, verrät Christian Dorninger. Eventuell werde sogar der Name geändert.
Um die Lage der Polytechnischen Schulen österreichweit nachhaltig zu verbessern, hat das Bundesministerium für Bildung bereits ein Arbeitspapier zur Reformierung erstellt.
Die Themen der Reform
Dieses umfasst drei wesentliche Maßnahmen: Zu Beginn des Schuljahrs 2017 und 2018 sollen Orientierungschecks dabei helfen, die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler zu erkennen und ihren Wissenstand zu eruieren.
Als zweite Maßnahme wurde bereits im Rahmen des Bildungsreformgesetzes 2017 der §32 SchUG geändert, sodass es nun die Aufnahmemöglichkeit von Schülerinnen und Schülern im 10. Schuljahr gibt, wenn diese einen Schulabschluss nachholen wollen.
Der dritte Themenblock bespricht einen kompetenzorientierten Unterricht: „Im Zentrum des neuen Lehrplans steht eine sich entwickelnde Handlungskompetenz im privaten, zukünftigen beruflichen sowie gesellschaftlichen Leben“, heißt es im Arbeitspapier des Bundesministeriums für Bildung.
Geht es nach Christian Dorninger, soll das neue Konzept bis Ende 2019 stehen. „Auf politischer Ebene beginnt man sich gerade damit zu beschäftigen.“
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PTS2020 (PDF)
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