Bildung und Beruf

EU-Bildungspolitik: „Es gibt viel zu tun“

Österreich übernimmt 2018 zum dritten Mal die EU-Ratspräsidentschaft. Was das für die heimische Bildungspolitik bedeutet und welche Themen europaweit diskutiert werden müssen, lesen Sie in diesem Beitrag.

Von Nina Horcher - 23. Mai 2018

 

Am 1. Juli 2018 übernimmt Österreich den Vorsitz im Rat der Europäischen Union. Damit ist die Republik nach Estland und Bulgarien das dritte Land im achtzehnmonatigen „Trioprogramm“ der Ratspräsidentschaft, das mit Ende des Jahres ausläuft. „Bis dahin gibt es für die europäischen Länder in der Bildungspolitik noch viel zu tun“, so Christian Dorninger, Sektionsleiter für berufsbildende Schulen im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung.

Er weiß, worüber Österreich mit den Ministerinnen und Ministern der EU-Mitgliedsstaaten verhandeln wird. Ein Schwerpunktthema ist die Entwicklung von Austauschprogrammen: „Im europäischen Blick bezieht sich die Bildungspolitik im Wesentlichen auf Programme zum Austausch von Schülern, Studenten und Lehrlingen. Konkret geht es derzeit um die Weiterentwicklung des Erasmus+ Programmes und eine Planung für die nächsten zehn Jahre.“

 

Im Zuge der EU-Ratspräsidentschaft präsentiert Österreich eigene bildungspolitische Ziele und diskutiert zukünftige Maßnahmen, wie etwa die Weiterentwicklung von Austauschprogrammen.

 

Austauschprogramme für alle Zielgruppen

Von österreichischer Seite wurden bereits im Vorfeld der EU-Ratspräsidentschaft Themen eingereicht, die für die Bildungspolitik hierzulande wichtig sind, so Christian Dorninger. Darunter auch konkrete Forderungen an Erasmus+: „Uns ist es ein Anliegen, die Teilnahme an länderübergreifenden Austauschprogrammen zukünftig für alle Zielgruppen möglich zu machen. Also nicht nur für Studentinnen und Studenten, sondern vor allem auch für Lehrlinge.“

Derzeit nehmen rund 70 Prozent der Studierenden österreichischer Universitäten an EU-Austauschprogrammen teil. Im Schulbereich sind es rund 30 Prozent, bei Lehrlingen nimmt die Zahl rapide ab: Nur zwei Prozent arbeiten während ihrer Ausbildung auch in einem ausländischen Gastbetrieb.

„Wir müssen jetzt zukunftsorientiert handeln und die geeigneten Rahmenbedingungen schaffen, die eine solche Teilnahme für alle möglich machen. Auch finanziell.“ In diesem Zusammenhang soll auch die europaweite Anerkennung von Qualifikationen und Abschlüssen optimiert werden.

Anliegen präsentieren, Ideen aufgreifen

Eine gute Gelegenheit, diese Themen mit den EU-Ländern zu diskutieren, wird es gleich zu Beginn der Ratspräsidentschaft in Wien geben: Von 9. bis 10. Juli wird Österreich bei der Auftaktveranstaltung, der „Future Of VET (Vocational Education and Training)“-Konferenz, seine bildungspolitischen Maßnahmen und Ziele präsentieren und als Moderator auch Ideen anderer EU-Mitgliedsstaaten aufgreifen.

„Es geht also nicht darum, dass man konkrete Sachverhalte der bald 27 Mitgliedsstaaten darlegt, sondern vielmehr darum, Guidelines festzulegen, die zeigen, worüber man auf europäischer Ebene verhandelt“, fasst Christian Dorninger Österreichs Aufgabe bei der Ratspräsidentschaft zusammen.

 

„Von welchen Ländern sich Österreich etwas abschauen kann?
Finnland, Schweden und Dänemark sind in der Allgemeinbildung sehr gut.“

 

Bilanz ziehen, neue Ziele festlegen

Darüber hinaus wird auch über EU-weit festgelegte Kennzahlen, die die Mitgliedsstaaten bildungspolitisch erreichen sollen, verhandelt. „Diese sogenannten Benchmarks im Bildungsbereich müssen wir für die nächsten zehn Jahre wieder neu beschließen.“ Neben einer Erhebung der Basic Skills der Schüler, wie es etwa in der PISA-Studie passiert, werden auch Richtwerte zur Erwachsenenbildung festgelegt.

Im Zuge der EU-Ratspräsidentschaft wird aber nicht nur in die Zukunft geschaut. Auch abgeschlossene Programme müssen resümiert werden. Darunter das „European Qualifications Framework“, ein Rahmenprogramm, das 2008 festgelegt wurde und jetzt nach zehn Jahren ausläuft. Ziel dieser Initiative war schon damals, die Weichen für eine europaweite Anrechnung von Qualifikationen zu stellen. „Wir müssen uns jetzt konkret anschauen, ob diese Maßnahmen in allen Mitgliedstaaten umgesetzt wurden.“

Von welchen Ländern sich Österreich bildungspolitisch noch etwas abschauen kann? „Die nordeuropäischen Länder sind bei der Umsetzung der Allgemeinbildung sehr innovativ – Finnland, Schweden, Dänemark. In der Berufsbildung sind wir, neben Deutschland und der Schweiz als nicht EU-Land, selbst sehr gut aufgestellt“, zeigt sich Christian Dorninger für die EU-Ratspräsidentschaft zuversichtlich.

 

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Ein Beitrag der Was jetzt Online-Redaktion.

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