Bildung und Beruf
eTwinning: Wenn zwei sich verstehen
Länderübergreifend vernetzen und gemeinsam Projekte entwickeln: Wie die EU Schulpartnerschaften unterstützt und was heimische Schulen dabei leisten. Eine Erfolgsstory am Beispiel der International Business School in Linz.
Von Nina Horcher - 28. März 2018
Das Konzept ist einfach: In ganz Europa können sich Lehrerinnen und Lehrer auf einer Online-Plattform registrieren, um – idealerweise – gemeinsame Interessen und Schwerpunkte zu identifizieren. Und kurz nach der Kontaktaufnahme können auch schon länderübergreifende Projekte für Schülerinnen und Schüler entwickelt werden.
eTwinning nennt sich dieses virtuelle Austauschprogramm der Europäischen Union. Der Weg zum gemeinsamen Projekt soll damit einfach, schnell und ohne bürokratische Barrieren gelingen. Neben potenziellen Partnern bietet die Plattform auch Vorschläge, Tipps und Beispiele für eigene Projekte.
Österreich ist Pionier
Über 540.000 Pädagoginnen und Pädagogen aus 42 Ländern nehmen mittlerweile an diesem Programm teil. Als eines der ersten EU-Länder ist Österreich seit dem Start 2005 dabei und zählt damit in Sachen eTwinning zu den Pionieren.
„Damals konnten nur zwei Schulen miteinander kooperieren, daher auch der Name eTwinning, also elektronischer Zwilling“, erinnert sich Michael Huber-Kirchberger von der BHAK Linz International Business School, „mittlerweile können auch mehrere Schulen an einem Projekt teilnehmen.“ Weg von der Theorie, hin zu einem praxisbezogenem internationalen Austausch: Das war das Hauptmotiv, das den 60-jährigen Englisch- und Religionslehrer damals antrieb.
Know-how-Transfer
Seit dem Start vor 13 Jahren kann die BHAK Linz auf rund fünfzig eTwinning-Projekte zurückblicken. Klappte die Kooperation besonders gut, lief die Zusammenarbeit mit der europäischen Partnerschule gleich über mehrere Jahre hinweg. Profitiert haben dabei Lehrer wie Schüler: „Jeder konnte vergleichen, wie und was man in anderen Schulen lernt und es gab einen enormen Know-how-Transfer.“
In den Anfangsjahren des EU-Programms war die Linzer Business School eine der wenigen Schulen aus Österreich, die bei den länderübergreifenden Projekten mitmachten. Mittlerweile haben sich österreichweit über 3.000 Pädagoginnen und Pädagogen auf der eTwinning-Plattform registriert.
Virtuelle Klassenzimmer
Ist ein Projektthema und ein Kooperationspartner gefunden, geht es auch schon los. Mindestens zwei Pädagogen registrieren ein thematisch frei wählbares Projekt auf der eTwinning-Plattform.
Nach der Anmeldung wird den Teilnehmern ein geschütztes virtuelles Online-Klassenzimmer zur Verfügung gestellt, in dem Lehrer und Schüler mit unterschiedlichen Tools an ihrem gemeinsamen Projekt arbeiten können. Zur Verfügung stehen etwa Webseiten-Editoren, Live-Chat-Funktionen, ein Forum oder eine Oberfläche für Webkonferenzen, mit denen der Fortschritt am Projekt länderübergreifend begleitet werden kann.
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Jene Schüler, die dadurch Lust bekommen, einmal ganz in den ausländischen Schulalltag einzutauchen, können im Zuge des eTwinning-Programms auch am Schüleraustauschprojekt Erasmusplus teilnehmen.
Auch darin haben die Schülerinnen und Schüler der BHAK Linz bereits Erfahrung: Gemeinsam mit sieben anderen Schulen waren sie am Projekt „ESCAPE“ beteiligt, das zusätzlich ein dreijähriges Erasmusplus-Projekt in sieben Ländern ermöglichte. „Wir haben bei diesem Projekt Unterrichtsmaterialien entwickelt, die wir in internationalen Gruppen getestet und damit auch Lehrpläne verglichen haben“, erläutert Michael Huber-Kirchberger.
Gütesiegel: Europäisch wertvoll
Damit erreichten die Linzer 2017 beim nationalen eTwinning-Wettbewerb den dritten Platz ex aequo mit der Höheren Lehranstalt für Wirtschaft und Mode in Klagenfurt. Als Sieger ging die NMS Franz Jonas Europaschule hervor, gefolgt von der BG/BRG Braunau am Inn.
Noch bis 2019 läuft an der BHAK Linz ein eTwinning Projekt, an dem sieben kaufmännische Schulen beteiligt sind. So viel europäischer Einsatz wird belohnt: Bereits vier eTwinning-Gütesiegel hat die berufsbildende Schule erhalten. Bald könnte die Businessschool sogar zur ersten österreichischen eTwinning Schule ernannt werden, so Huber-Kirchberger.
Lehrer und Schüler profitieren
Für den Pädagogen sind diese Auszeichnungen jedoch nicht nur eine Frage des Prestiges. Wichtiger ist Michael Huber-Kirchberger, dass die BHAK Linz ihr Know-how an andere Schulen weitergibt: „Wir konnten in den vergangenen Jahren unsere Projekte als Best Practice in Seminaren präsentieren und anderen Lehrerinnen und Lehrern damit eine Anregung für eigene Ideen liefern.“
Dass die Schülerinnen und Schüler vom eTwinning-Programm profitieren, liegt für den Lehrer ohnehin auf der Hand: „Sie lernen besser, selbständig und zielgerichtet zu arbeiten und in internationalen Gruppen zu interagieren. Dabei müssen sie auch lernen, Sprachbarrieren zu überwinden.“ Im nächsten Schuljahr wird Letzteres besonders wichtig sein: Die HAK Linz hat ein Projekt über die chinesische Sprache und Kultur geplant – mit einer slowenischen Schule.
Ein Beitrag der Was jetzt Online-Redaktion.
Weitere Infos
eTwinning-Seminare bieten einen Überblick über das aktuelle Programm und zu laufenden Projekte. Gleichzeitig können Pädagoginnen und Pädagogen bei diesen Infoveranstaltungen erste internationale Kontakte zu knüpfen. Hier geht’s zum Angebot.
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