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WissenPlus: Sprache im Fach

Sprachliche Kompetenz: Warum ein sprachsensibler Unterricht an berufsbildenden Schulen wichtig ist und was Lehrende dazu beitragen können, lesen Sie hier – inklusive Übungsbeispielen und Lösungen für den Unterricht!

Mag. Mehmet Fatih TANKIR - 23. Mai 2018

 

Ob Rechnungswesen-, Betriebswirtschafts- oder Deutschunterricht: Je höher die Schulstufe, desto höher auch die Anforderungen in fachlicher und sprachlicher Hinsicht. Dabei können nicht alle Schülerinnen und Schüler mit dieser Entwicklung mithalten.

Zwar werden im Unterricht  immer mehr Fachsprachkenntnisse – hauptsächlich in nicht-sprachlichen Fächern – abverlangt, ein allgemeines Bewusstsein für die spezifischen Anforderungen im Fachunterricht fehlt derzeit aber noch.

 

© Sprachsensibler Fachunterricht an den BMHS – lakov Filimonov / shutterstock.com

 

Ein erster Diskurs rund um sprachsensiblen Fachunterricht konnte erst durch die PISA-Studienergebnisse der letzten Jahre ausgelöst werden. Die Studien haben verdeutlicht, dass es eine Korrelation zwischen den Mathematikergebnissen und den sprachlichen Kompetenzen der Schülerinnen und Schülern geben muss.

Grund genug, sowohl die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler als auch die Sprachlandschaft in Fachlehrbüchern und im Fachunterricht genauer unter die Lupe zu nehmen. Auch aus wissenschaftlicher Sicht: Die Zahl der Studien zu diesem Thema stieg in den letzten zehn Jahren rapide an und es wurden interessante Erkenntnisse gewonnen.

Warum ein sprachsensibler Fachunterricht an den BMHS?

Es gibt zwar einige Konzepte und Modelle, die eine Didaktik und Methodik für einen sprachsensiblen Unterricht beschreiben und anleiten, diese Konzepte beziehen sich in den meisten Fällen aber auf den Fachunterricht in allgemeinbildenden Schultypen und damit auf eine jüngere Schülerschaft.

Laut Sprachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern braucht es für den Erwerb und die Anwendung von bildungs- und fachsprachlichen Kompetenzen, die für die Berufsbildung wichtig sind, nämlich rund fünf bis acht Jahre. Der Zeitraum für den Erwerb und Gebrauch alltagssprachlicher Kompetenzen wird dagegen mit sechs Monaten bis längstens zwei Jahren wesentlich kürzer bemessen.

Sprachförderbedarf in der Sekundarstufe II

Im Vergleich zu den vielen Studien und Untersuchungen zur Primar- und Sekundarstufe I, gibt es für den Bereich der Sekundarstufe II bisher sehr wenige Befunde. Der Grund für diese Forschungslücke könnte nicht zuletzt die gängige Meinung sein, dass der Spracherwerb danach als abgeschlossen gilt. So gilt, dass ab dem Gymnasium alle Schülerinnen und Schüler über dieselben sprachlichen Voraussetzungen verfügen sollten. Wer es bis in die Sekundarstufe II geschafft hat, ist „sprech- und schreibkundig“.

Diese Annahmen haben sich in einigen Studien bereits als falsch erwiesen. In den Ergebnissen konnte darauf hingewiesen werden, dass die sprachlichen Mängel förderbedürftiger Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe II mit den Sprachdefiziten von Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I oft ident sind. Es wurde sogar ein Indiz dafür gefunden, dass sich die besagten Defizite bis ins Studienalter fortsetzen können. Auch ältere Untersuchungen zeigten, dass selbst der Spracherwerb von Maturantinnen und Maturanten, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, noch nicht abgeschlossen ist.

Diese Tatsachen gaben auch mir Anlass dazu, eine Prävalenzstudie in Form eines Sprachkompetenzvergleichs zwischen Maturantinnen und Maturanten der AHS und der BHS durchzuführen. Die Ergebnisse ähnelten stark den oben angeführten Beschreibungen, wobei die BHS schlechter abschnitt als die AHS.

Viel Potenzial an den BMHS: Ohne viel umzukrempeln Bekanntes reaktivieren

Gerade in berufsbildenden Schulformen gibt es neben einem Defizit an sprachlichen Kompetenzen auch ein hohes Potenzial, diese Defizite zu beheben:  Lernende stehen, durch theoretische und praktische Unterrichtskonzepte ihrer Fachlehrkräfte, fortwährend vor sprachlichen Herausforderungen, indem sie sich von der Alltagssprache zur (Berufs-)Bildungssprache bewegen.

Sie können für einen sprachförderlichen Unterricht am besten motiviert werden, wenn die Anwendung der Fachsprache mit ihrer Lebenswelt verbunden wird. Es ist also kein großes Umkrempeln des Unterrichtsstoffs nötig, vielmehr sollte von Lehrkräften Bekanntes reaktiviert werden.

Wichtig ist, dass Fachlehrkräfte dafür bestimmte sprachpädagogische Kompetenzen entwickeln und sozusagen eine Sensibilität für Sprache aufbauen, damit sie sprachsensibel unterrichten können. Ausschlaggebend ist auch, dass die eigenen fachlichen Kompetenzen der Fachlehrkraft miteingebunden werden sollen, da nur so eine realitätsnahe Ausbildung gelingen kann, die die Schülerinnen und Schüler auf das Berufsleben ideal vorbereitet.

Neue WissenPlus-Reihe: Sprachsensibler Fachunterricht mit Übungen, Beispielen und Lösungen

 

 

In diesem ersten, zugegebenermaßen eher theorielastigen Beitrag der neuen Rubrik „Sprache im Fach“, soll vor einem konkreten Übungsbeispiel zunächst eine Analyse der sprachlichen Sensibilität in den MANZ-Lehrwerken erfolgen. Anhand von mehreren Werken wird exemplarisch veranschaulicht, welche Inhalte und Methoden die fach- und bildungssprachlichen Kompetenzen Ihrer Schülerinnen und Schüler besonders effektiv trainieren (in den Abbildungen (s.o.) rot umrahmt).

In weiterer Folge wird dann auf den Nutzen der jeweiligen sprachsensiblen Methode eingegangen. Die folgenden Beispiele können Ihnen als Anregung dienen, das in den Schulbüchern vorhandene, sprachförderliche Potenzial auszuschöpfen.

Gesamter Beitrag für den Unterricht

Den gesamten Beitrag zum Download inklusive Übungsbeispiele und Lösungen finden Sie im MANZ Online-Lehrerzimmer unter WISSENPLUS.

 

Schulbuchbezug

 

 

WissenPlus: Überarbeiten von Texten
WissenPlus: Die richtige Sprache fürs Schreiben
WissenPlus: Lesestrategien zur Sprachförderung
WissenPlus: Sprachstand schnell und einfach

 

Ein Beitrag der Was jetzt-Redaktion.

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