Bildung und Beruf

Gewalt an Schulen hat viele Gesichter

Gemeinsam mit Lehrern, Eltern und Experten wurde in Wien ein Rahmen für den Umgang mit Gewaltdelikten an Schulen geschaffen. Eine Maßnahme ist die Neuregelung von Suspendierungen.

Von Manuela Tomic - 6. Februar 2019

 

Seit Monaten schon sorgt das Thema „Gewalt an Schulen“ für Aufsehen. Angefacht wurde die Debatte im vergangenen Herbst unter anderem von Zahlen des Bildungsministeriums. Dieser Statistik zufolge wurden im Jahr 2017 in ganz Österreich 847 Anzeigen wegen Gewalt an Bildungseinrichtungen verzeichnet.

In Wiens Schulen wurden im Schuljahr 2017/18 258 Gewaltdelikte angezeigt. Einen Großteil der gerichtlich strafbaren Handlungen in der Bundeshauptstadt verzeichnen – wie die Tageszeitung Kurier unlängst erhob – die Neuen Mittelschulen. Die meisten Unruhestifter waren zwischen 12 und 15 Jahre alt.

Gewalt an Schulen hat viele Gesichter. Sie zeigt sich als körperlicher Übergriff, aber auch in Form des sogenannten Mobbings, auch als Bullying bekannt.

Doch was tun? Wie erkennt man als Lehrer oder Elternteil, ob das eigene Kind Opfer von Gewalt bzw. Mobbing ist? Und wie bringt man es dazu, darüber zu reden? Diese Fragen lassen sich so leicht wohl nicht beantworten.

Rollenspiele als Prävention

In Deutschland gibt es verschiedene Präventionsmaßnahmen, wie zum Beispiel „Fairplayer“. Hier werden Schülerinnen und Schüler mithilfe von Rollenspielen auf die Auswirkungen von körperlichen Übergriffen und Mobbing aufmerksam gemacht.

Bei den „Fairplayer“-Präventionsprogrammen lernen Lehrer, Sozialarbeiter und Sporttrainer von Experten, welche Maßnahmen sie im Alltag anwenden können. Auch in Österreich gibt es präventive Maßnahmen wie diese.

Im Oktober vergangenen Jahres hat sich auch der Wiener Stadtschulrat dem Thema „Gewalt an Schulen“ gewidmet und dazu einen Runden Tisch organisiert.

Gemeinsam mit Eltern- und Schülervertretern, der Polizei, Lehrerinnen und Lehrern, Vertretern aus dem Wiener Gemeinderat und Experten aus den Bereichen Sicherheit und Bildung wurden Lösungen entwickelt, um Gewaltdelikten an Schulen etwas entgegenzusetzen.

Suspendierung neu geregelt

So werden Suspendierungen neu geregelt. Sie sollen nicht nur einen temporären Schulverweis bedeuten, sondern – je nach Sachlage – direkt auch zu einer Kontaktaufnahme mit einer anderen Institution, wie zum Beispiel der Polizei oder der Jugendwohlfahrt, führen.

Mithilfe eines Case Managements wird jede Suspendierung zudem geplant und dokumentiert. Ein anschließendes Beratungsgespräch mit einem Schulpsychologen ist ebenso vorgesehen.

Während der Suspendierung ist der betreffende Schüler aufgerufen, Hausübungen zu erbringen. Dafür wird er von der Schule über den aktuellen Lehrstoff informiert.

Eigenes Programm für Polys

Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Polytechnischen Schulen gelegt. Hier haben der Wiener Stadtschulrat und die Wiener Polizei ein gemeinsam entwickeltes Präventionsprojekt vorgestellt.

Dieses umfasst:

  • Die Umsetzung der Initiative Gemeinsam.Sicher: Gewaltprävention und die Aufgaben der Sicherheitskoordinatoren bzw. Grätzl-Polizisten und -Polizistinnen werden in Schulkonferenzen dargestellt. Jeder Standort setzt mit der Polizei ein Gewaltpräventionsprojekt um.
  • Suspendierungen: Verpflichtende Normverdeutlichung der Polizei bei suspendierten Schülern und Schülerinnen, Einbindung der Schulpsychologie, der Schulsozialarbeiter, Psychologen und Beratungslehrer, Vorladung der Erziehungsberechtigten
  • Zusätzliche Deutschförderung (zusätzlich zum Regelunterricht) als Gewaltpräventionsmaßnahme
  • Durchführung von Projekten zur Drogenprävention an allen Schulen
  • Schulungsmaßnahmen zum Thema Rechtssicherheit durch die Pädagogische Hochschule
  • Im Rahmen eines national geförderten Projektes namens Awid werden Methoden entwickelt, die Radikalisierungstendenzen bei jungen Menschen entgegenwirken sollen.

Präsentiert wurden auch Materialien gegen Gewalt an Schulen für Lehrer, Schüler und Eltern, wie auch eine eigens erstellte Online-Broschüre der Initiative „Gemeinsam gegen Gewalt an Schulen“.

Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer betonte, dass eine klare Null-Toleranz-Haltung gegenüber Gewalt an Schulen Konsens aller am Runden Tisch Beteiligten gewesen sei. „Gleichzeitig ist aber klar, dass es weitere Anstrengungen und auch künftige Zusammenkünfte dieser Art braucht. Denn solange es Gewalt in der Schule gibt, müssen wir etwas dagegen tun“, so der Bildungsdirektor.

 

Wie man als Lehrperson richtig reagiert, wenn ein Konflikt im Klassenzimmer eskaliert, wie man kreativ gegen Cybermobbing vorgehen kann und was Schulen tun können, erfahren Sie hier:

Gewalt an Schulen: So reagiert man richtig
Kreativ gegen Cyber-Mobbing
Cyber-Mobbing: Das können Schulen tun
„Lehrer brauchen mehr Unterstützung im Schulalltag“

 

Ein Beitrag aus der Was jetzt-Redaktion.

 

Diesen Artikel teilen: